Wie greifen die Corona-Maßnahmen an Hessens Schulen?

Kultusminister Alexander Lorz (CDU) hat nach den Sommerferien zwei
Präventionswochen in den Schulen angeordnet, in denen die Frequenz
von zwei auf drei Corona-Tests erhöht wird. Das Prozedere läuft trotz
zeitlicher Einschränkungen im Unterricht ordentlich ab.

Wiesbaden (dpa/lhe) - An Hessens Schulen laufen die Corona-Tests im
neuen Schuljahr weitgehend reibungslos. Es gibt vergleichsweise
wenige neue Corona-Fälle. Die Kritik von Eltern, Schülern und
Gewerkschaftern an zu wenigen Luftfiltergeräten sowie einem Mangel an
Sozialarbeitern hält an.

Der Landeselternbeirat und die Landesschülervertretung bestätigten
eine Einschätzung des Kultusministeriums, wonach die nach den
Sommerferien ausgeweiteten Corona-Tests trotz zeitlicher
Beeinträchtigung des Unterrichts problemlos liefen. Es gebe von den
Eltern dennoch eine große Zahl von Fragen zu Tests,
Hygienebedingungen, Impfungen, Elternabenden und Klassenfahrten,
sagte der Vorsitzende des Landeselternbeirats, Volkmar Heitmann, der
Deutschen Presse-Agentur.

Er kritisierte die noch sehr geringe Zahl von Luftreinigungsgeräten
in den Schulen. Die bevorstehende kalte Jahreszeit werde das Lüften
erschweren. Heitmann forderte den Einsatz von FFP2-Masken auch für
Kinder. Auch die Vorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW, Birgit Koch,
mahnte, die Luftfilter seien noch nicht flächendeckend in den Schulen
angekommen, obwohl der Bund weiteres Geld bereitgestellt habe.

Der Leiter der Gesamtschule Gießen-Ost mit etwa 1500 Kindern und
Jugendlichen, Frank Reuber, berichtete von knapp 7000 Corona-Tests,
die alle negativ seien. Die Lage sei aber von Schule zu Schule
unterschiedlich. Durch die Tests gehe auch Unterrichtszeit verloren.
«In den Stunden, in denen getestet wird, kann man erstmal 15 Minuten
keinen Unterricht machen.» Er hoffe, dass seiner Schule noch
Lüftungsgeräte geliefert würden. Ansonsten werde es wieder Kinder
geben, die mit Decken den Unterricht verfolgen - und Schulen, die zum
Fenster hinaus heizen.

Es müsse zudem mehr Lehrkräfte geben, um versäumten Unterrichtsstoff

aus dem vergangenen Schuljahr aufzuholen und auch das soziale Lernen
zu fördern, sagte der Vorsitzende des Landeselternbeirats. Auch die
Sozialarbeit sollte deutlich aufgestockt werden. Es müsse mehr
Kinder- und Jugendpsychologen geben. «Insgesamt wird viel zu wenig
Geld in das System Schule gesteckt.»

Die Forderung nach einer flächendeckenden Ausstattung der Schulen mit
Luftfiltergeräten kam auch von der Landesschülervertretung. An den
meisten Schulen werde zudem noch immer kein Desinfektionsmittel zur
Verfügung gestellt, sagte Landesschulsprecherin Jessica Jolene Pilz
der Deutschen Presse-Agentur. «Solche Zustände sind außerhalb von
Schulen undenkbar und müssen unverzüglich beendet werden.»

Pilz machte sich für langfristige, in den Schulalltag integrierte
Förderangebote sowie einen Ausbau der Sozialarbeit stark, um
Versäumnisse aufzufangen. Außerdem müsse die digitale Infrastruktur
besser werden. Ein Wunsch der Landesschülervertretung sei auch,
Lernkonzepte wie freies Lernen und Lernen in Modulen verstärkt in den
Unterricht zu bringen.

Zum Start in die zweite Schulwoche nach den Sommerferien befanden
sich etwa 1000 Schülerinnen und Schüler (0,13 Prozent) und etwa 60
Lehrkräfte (0,10 Prozent) in Quarantäne, wie das Kultusministerium
der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Vor den Weihnachtsferien Ende
vergangenen Jahres habe die Zahl mit 17 000 bis 18 000 (mehr als 2
Prozent) deutlich höher gelegen.

Das Ministerium hat für die Zeit nach den Sommerferien zunächst zwei
Präventionswochen angeordnet. Dabei wurde die Testfrequenz von zwei
auf drei Corona-Tests pro Woche erhöht. Es besteht auch am Platz
während des Unterrichts eine Maskenpflicht. Mehr als 1,45 Millionen
Schnelltests wurden nach Angaben des Ministerium von Schülerinnen und
Schülern absolviert. Davon seien 1300 (0,09 Prozent) positiv gewesen.
Nach einer Prüfung durch PCR-Tests habe die Zahl bei 725 (0,05
Prozent) gelegen.

Bei den Lehrkräften seien lediglich 53 von 64 000 Tests positiv
gewesen, nach der PCR-Überprüfung lediglich 14. Diese Werte und auch
die aktuelle Zahl der Lehrkräfte in Quarantäne zeigten den Wert von
Impfungen, betonte das Haus von Kultusminister Alexander Lorz (CDU).
Schulschließungen gebe es nicht. Zu Beginn des vergangenen
Schuljahres waren noch sieben Schulen innerhalb der ersten beiden
Schulwochen geschlossen worden.

In Hessen lernen in insgesamt 1806 öffentlichen Schulen derzeit 761
500 Schülerinnen und Schüler. Die Zahl der Lehrerstellen beträgt 55
540.