Curevac sieht trotz enttäuschender Zahlen gute Chancen auf Zulassung

Die Hoffnung auf einen baldigen Corona-Impfstoff des Tübinger
Herstellers Curevac wurde enttäuscht. Das Unternehmen zeigt sich aber
weiter überzeugt, dass sein Vakzin letztlich zugelassen werden könnte
- und bis dahin sogar «sehr wirksam» sein könnte.

Tübingen (dpa) - Trotz enttäuschender Zahlen zur Wirksamkeit seines
Corona-Impfstoffs sieht der Tübinger Hersteller Curevac gute Chancen
auf eine Zulassung. Vorstandschef Franz-Werner Haas zeigte sich am
Freitag überzeugt, den Impfstoff auch bei geringer Wirksamkeit zur
Zulassung bringen zu können. Der Leiter der Impfstoff-Studie, Peter
Kremsner, betonte, er sehe Curevac weiter in der Spitzengruppe der
Covid-Vakzin-Hersteller. Investor Dietmar Hopp und der Bund als
Anteilseigner kündigten an, an dem Unternehmen festhalten zu wollen.

Curevac-Studienleiter Kremsner zeigte sich am Freitag optimistisch,
den Impfstoff trotz der enttäuschenden Ergebnisse einer
Zwischenanalyse zur Einsatzreife bringen zu können. «Aus meiner Sicht
wird das nicht in den nächsten Wochen gelingen», sagte Kremsner dem
Radiosender Bayern 2. «Aber es wird möglich sein, den Impfstoff so
aufzubereiten, dass er sehr wirksam sein kann.»

Der Impfstoff stehe zu Unrecht in der Kritik, sagte Vorstandschef
Haas. Kein anderes Vakzin sei an so vielen Virusvarianten getestet
worden. Es sei daher «faktisch eigentlich nicht korrekt», die Zahl
vom Mittwoch mit denen zur Wirksamkeit anderer Impfstoffe zu
vergleichen, sagte Haas. «Die Zahlen zur Wirksamkeit der anderen
Impfstoffe sähen vermutlich anders aus, wenn man deren Studien zu
einem späteren Zeitpunkt durchgeführt hätte.»

Auch eine relativ geringe Wirksamkeit solle aber einer Zulassung
durch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA nicht im Wege stehen,
betonte Vorstandschef Haas am Freitag gegenüber der Deutschen
Presse-Agentur. «Angesichts der Pandemie kann es nur heißen: Wenn es
einen wirksamen Impfstoff gibt, sollte dieser auch zum Einsatz
kommen», sagte Haas. Er verwies dabei auch auf viele
Entwicklungsländer, in denen bislang kaum oder gar keine
Corona-Impfstoffe verfügbar sind. Nach Angaben der EMA gibt es bei
der Zulassung keine harte Mindestgrenze bezüglich der Wirksamkeit.

Curevac hatte am Mittwochabend mitgeteilt, dass sein Vakzin nur eine
vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung
«jeglichen Schweregrades» zeigt. Damit habe es die vorgegebenen
statistischen Erfolgskriterien nicht erfüllt. Diese Mitteilung hatte
einen drastischen Sturz des Börsenkurses von Curevac ausgelöst.

Aus finanzieller Sicht habe sich im operativen Geschäft und bei der
Liquidität aber «seit Mittwoch nichts geändert», sagte Vorstandsche
f
Haas am Freitag. Curevac-Investor Dietmar Hopp und der Bund als
Anteilseigner kündigten trotz der enttäuschenden Zahlen an, an dem
Unternehmen festhalten zu wollen. «Ich bin zuversichtlich, dass
Curevac erfolgreich sein wird», sagte Hopp der «Rhein-Neckar-Zeitung»

(Freitag). Dem Portal merkur.de sagte er, er bleibe «auf alle Fälle
als Investor erhalten». Er glaube «felsenfest an das Unternehmen».

Das Tübinger Unternehmen möchte in den kommenden zwei bis drei Wochen
die Analyse der Daten aus der finalen Studienphase abschließen. Dabei
werde sich die Wirksamkeit des Impfstoffs nochmals verändern, zeigte
sich Haas überzeugt. Sobald dies abgeschlossen sei, werde Curevac mit
der EMA beraten, ob weitere Daten nötig seien.