Montgomery besorgt über Delta-Virusvariante

Berlin (dpa) - Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich
Montgomery, befürchtet eine rasche Ausbreitung der als besonders
infektiös geltenden Delta-Variante des Coronavirus und sieht
Handlungsbedarf bei der Politik. Es sei zu erwarten, dass sich die
Delta-Variante in Deutschland noch schneller ausbreite als die
bisherigen Varianten, sagte Montgomery den Zeitungen der Funke
Mediengruppe (Freitag). «Das Tückische bei dieser Variante ist, dass
Infizierte sehr schnell eine sehr hohe Viruslast im Rachen haben und
damit andere anstecken können, bevor sie überhaupt merken, dass sie
sich infiziert haben», sagte Montgomery.

Solange noch nicht genügend Menschen geimpft seien, müssten vor allem
die Ansteckungsrisiken im Alltag reduziert werden, mahnte der
Ärztevertreter. «Im öffentlichen Nahverkehr, in Geschäften und
anderen Innenräumen sollten deswegen unbedingt weiterhin FFP2-Masken
getragen werden.» Die Länder sollten prüfen, ob die angekündigten
Lockerungen nicht zu weit gingen. «Sie sollten außerdem die
politische Größe haben, angekündigte Lockerungen wieder
zurückzunehmen, wenn die Infektionszahlen durch die Delta-Variante
wieder steigen sollten. So, wie es die britische Regierung jetzt
getan hat», betonte der Mediziner.

Der Anteil der in Indien entdeckten Coronavirus-Variante Delta hat
sich zuletzt in Deutschland deutlich erhöht, wenn auch auf niedrigem
Niveau. Ihr Anteil an den Sars-CoV-2-Neuinfektionen lag laut jüngsten
Bericht des Robert Koch-Instituts bei 6,2 Prozent in der
Kalenderwoche 22 (31. Mai bis 6. Juni). In der Woche waren es noch
3,7 Prozent. Wegen der Ausbreitung der Delta-Variante in
Großbritannien hat die Regierung dort die eigentlich für den 21. Juni
geplante Aufhebung aller Corona-Maßnahmen bis zum 19. Juli
verschoben.