Hans mahnt Saarland zu Vorsicht - Opposition kritisiert Corona-Bilanz

Ein schöner Sommer hoffentlich, aber von Normalität kann noch keine
Rede sein. Mit dieser Botschaft zog die Saar-Regierung eine
Corona-Zwischenbilanz. Über diese war man sich im Landtag aber nicht
völlig einig.

Saarbrücken (dpa/lrs) - Der saarländische Ministerpräsident Tobias
Hans (CDU) hat vor der Gefahr einer erneuten Ausbreitung der
Corona-Pandemie gewarnt. «Wir sind noch nicht durch. Wir sind noch
nicht auf der sicheren Seite», sagte er am Mittwoch im Landtag in
Saarbrücken. Zugleich kündigte er weitere Öffnungsschritte
«voraussichtlich im Zwei-Wochen-Rhythmus» für den Fall einer
gleichbleibenden Infektionslage in den kommenden Wochen an.

Hans verwies darauf, dass die sehr viel ansteckendere Delta-Variante
von Covid-19 sich ausbreite und beispielsweise in Luxemburg bereits
in mehr als 16 Prozent der untersuchten Proben aufgetaucht sei. «Die
Pandemie ist trotz der positiven Entwicklung in den letzten Wochen
längst noch nicht überwunden», sagte der Ministerpräsident. Es gebe

Tendenzen, «so wie im letzten Sommer alles einfach zurück auf Normal
zu stellen» und nicht darüber nachzudenken, was nach dem Sommer und
der Rückreisewelle aus dem Urlaub komme: «Das macht mir schon ein
bisschen Sorgen.»

Ein Drittel der Menschen im Saarland habe mittlerweile den kompletten
Impfschutz, 50 Prozent hätten die Erstimpfung. «Der Rest bildet aber
immer noch eine hinreichend kritische Masse, in der sich das Virus
jederzeit wieder vermehrt ausbreiten kann.» Er betonte: «Ich hoffe
sehr, dass das nicht eintritt.»

Falls die Pandemie zurückkehren sollte, werde «das Saarland-Modell
als Steuerungsmodell wohl noch eine gute Zeit lang gefragt sein».
Dieses seit dem 6. April laufende Modell, das auf Öffnungen auf der
Basis von Schnelltests setzt, habe entgegen manch anderslautender
Vorhersagen funktioniert, sagte Hans.

Umstritten war im Landesparlament die Gesamtbilanz des Kampfes gegen
die Pandemie. Nach 16 Monaten sehe die Bilanz für das Saarland
«durchaus nicht schlecht aus», sagte Hans. Im Verhältnis zur
Bevölkerungszahl gebe es im Land weniger Infizierte als im
Bundesdurchschnitt. Auch die Inzidenz-Spitzen und die Zahl der im
Zusammenhang mit Covid-19 gestorbenen Menschen sei niedriger als im
Bundesdurchschnitt gewesen.

Hingegen sagte Oppositionsführer Oskar Lafontaine (Linke), es seien
«einige Fehler passiert». Die alten Menschen seien «unzureichend»
geschützt und Kinder zu stark belastet worden. Das Pflegepersonal
werde in Deutschland und auch im Saarland zu schlecht bezahlt, die
Systemrelevanz schlage sich nicht den besseren Renten nieder.
Gastronomie und Einzelhandel sei die Hauptlast der
Corona-Einschränkungen aufgebürdet worden, der gewerbliche Bereich
sei weitgehend verschont worden. Dies sei «nicht verfassungsgemäß».

Hans wies den Vorwurf, nicht selbstkritisch zu sein, zurück.

Josef Dörr, Vorsitzender der AfD-Fraktion, beklagte einen
«Vertrauensverlust» bei der Bevölkerung. Nötig sei nicht eine
langsame Öffnung: «Wir wollen die ganze Freiheit jetzt haben.»