43 verschleppte Studenten in Mexiko: Drittes Opfer identifiziert

Cocula/Mexiko-Stadt (dpa) - Fast sieben Jahre nach der Verschleppung
von 43 Studenten in Mexiko sind die sterblichen Überreste eines
weiteren Opfers zweifelsfrei identifiziert worden. Gerichtsmediziner
im österreichischen Innsbruck hätten einen Lendenwirbel mittels
DNA-Untersuchungen eindeutig zuordnen können, teilte die
Spezialeinheit der mexikanischen Generalstaatsanwaltschaft am
Dienstag mit. Der Knochen gehörte demnach Jhosivani Guerrero - dem
inzwischen dritten identifizierten Studenten.

In der Nacht zum 27. September 2014 waren in Iguala im südlichen
Bundesstaat Guerrero 43 Studenten des Lehrerseminars Ayotzinapa von
Polizisten verschleppt und der kriminellen Bande Guerreros Unidos
übergeben worden. Ersten Ermittlungen zufolge wurden die jungen
Männer getötet und auf einer Müllkippe verbrannt. Unabhängige
Untersuchungen ergaben allerdings, dass es dafür nicht genug Beweise
gibt. Die Hintergründe der Tat sind bis heute unaufgeklärt. Dutzende
Verdächtige wurden festgenommen, darunter der damalige Bürgermeister
und der Polizeichef von Iguala. Verurteilt wurde bisher aber niemand.

Zuletzt war vergangenen Juli ein Knochenfragment einem der Studenten
zugeordnet worden. Dieses war in einer Schlucht rund 20 Kilometer vom
Entführungsort entfernt entdeckt worden - ebenso wie der
Wirbelknochen von Jhosivani Guerrero. Die Generalstaatsanwaltschaft
hatte bereits 2015 die Identifizierung von Überresten Guerreros
verkündet, die auf der Müllkippe entdeckt worden seien - die
Ergebnisse der DNA-Proben waren aber nicht eindeutig. Der damalige
Chefermittler der Generalstaatsanwaltschaft, Tomás Zerón, wird
inzwischen mit Haftbefehl gesucht und hat sich ins Ausland abgesetzt.

Mehr als 88 000 Menschen gelten in Mexiko als verschwunden. Immer
wieder werden Massengräber entdeckt, viele weitere werden noch
vermutet. Im Schnitt gibt es in dem nordamerikanischen Land fast 100
Morde am Tag. Die Gewalt geht großteils auf das Konto von
Drogenkartellen und anderen kriminellen Gruppen, die oft Verbindungen
zu korrupten Politikern und Sicherheitskräften haben. Auch die
Straflosigkeit ist ein großes Problem in Mexiko. Mehr als 90 Prozent
der Delikte werden dem Nationalen Statistikinstitut zufolge gar nicht
erst angezeigt. Von den gemeldeten Straftaten werden laut Zahlen des
Thinktanks IEP nur etwa drei Prozent aufgeklärt.