Impfzentren bleiben länger offen - Diskussion um Maskenpflicht

Bis Ende September können sich die Sachsen in einem der 13
Impfzentren ihre Corona-Schutzimpfung abholen. Die Kosten: Mehr als
50 Millionen Euro. Immer noch fehlt es aber an einer verlässlichen
Impfstoff-Lieferung.

Dresden (dpa/sn) - Sachsens Impfzentren sollen bis Ende September und
damit länger als geplant in Betrieb bleiben. Das kündigte
Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) am Dienstag nach einer
Sitzung des Kabinettes an. Auch die 30 mobilen Teams sollen weiter
arbeiten und teils personell aufgestockt werden. Bis Ende August sind
in den 13 Impfzentren in den Städten und Landkreisen damit
Erstimpfungen möglich, im September sollen dann die Zweitimpfungen
über die Einrichtungen abgedeckt werden. Möglich sind rund 120 000
Impfungen pro Woche. Es gebe aber nach wie vor nicht genügend
Impfstoff, so Köpping. Das sei eines der größten Probleme. So gebe es

etwa auch noch keine festen Liefertermine für das dritte Quartal.

Köpping begründete die Verlängerung der Impfzentren unter anderem
damit, dass sich nun auch Kinder ab 12 Jahren impfen lassen könnten.
Damit sei die Zahl der Impfberechtigten im Freistaat auf rund 3,7
Millionen Menschen angewachsen. «Aktuell gehen wir davon aus, dass
eine notwendige Immunität der Bevölkerung von 80 Prozent erforderlich
ist, um die Herdenimmunität zu erreichen», erklärte Köpping. Derzei
t
sind rund 27 Prozent der Sachsen vollständig geimpft.

Eigentlich sollten die Impfzentren Ende Juni geschlossen werden. Mit
der Verlängerung soll sichergestellt werden, dass auch in der
Urlaubszeit jede Impfdosis möglichst schnell verabreicht werden kann.
Auch Verschiebungen von Lieferungen könnten hier besser abgefedert
werden, erklärte Köpping. Sie verwies darauf, dass seit Ostern rund
2300 Arztpraxen impfen. Einige seien allerdings wieder abgesprungen,
weil die Lieferung von Impfstoffen nicht zuverlässig erfolge. Das sei
ein großes Ärgernis für Praxen und Patienten, so die Ministerin.

Die Kosten für die Verlängerung liegen bei rund 52 Millionen Euro -
die Hälfte trägt der Bund. Nach September sollen dann die Arztpraxen
erste Anlaufstelle für die Corona-Schutzimpfung sein.

DRK-Landeschef Rüdiger Unger begrüßte die Planungssicherheit für di
e
Impfzentren. In den vergangenen zwei Wochen hätten mangels Impfstoff
weniger Termine für Erstimpfungen vergeben werden können. Unger
sprach von einer «deutlichen Delle». Er ging davon aus, dass in den
nächsten Tagen wieder mehr geimpft werden kann. Während in den
Großstädten Dresden, Leipzig und Chemnitz die Termine meist schnell
weg seien, gebe es in den Zentren in Löbau, Mittweida und Riesa auch
noch kurzfristig Termine.

Probleme gebe es zudem mit der Ausstellung von digitalen
Corona-Impfnachweisen. Unger verwies auf technische Probleme mit
Servern auf Bundesseite. So stünden für sechs Impfzentren die
notwendigen Voraussetzung zur Verfügung, die Server mit
entsprechenden Zugängen und Daten stünden aber nicht zur Verfügung.
«Wir sind technisch startklar», so Unger. Die Gesundheitsministerin
verwies darauf, dass auch der gelbe Impfausweis in der Urlaubszeit
international anerkannt werde.

Zudem wollen Kabinett, Ausschüsse im Landtag und verschiedene Gremien
in den nächsten Tagen über neue Corona-Regeln diskutieren, die ab
Anfang Juli gelten. Die derzeitige Landesverordnung greift bis zum
30. Juni. Ein zentraler Punkt ist die Maskenpflicht, um deren
Abschaffung derzeit angesichts niedriger Infektionszahlen auch
bundesweit gestritten wird.

Während die AfD-Fraktion im Landtag fordert, die Maskenpflicht auch
in geschlossenen Räumen abzuschaffen, sollte sie aus Sicht von
Köpping etwa in Bussen und Bahnen, beim Einkaufen sowie in
Gesundheitseinrichtungen bestehen bleiben. Sie verwies auf ähnliche
Regelungen im vergangenen Corona-Sommer. Im Freien müsse ohnehin nur
noch eine Maske getragen werden, wenn der Mindestabstand von 1,5
Metern nicht eingehalten werden könne. Zudem soll mit der neuen
Landesverordnung eine neue Inzidenz-Untergrenze «U10» eingezogen
werden, bei der weitere Beschränkungen für Veranstaltungen,
Kontaktbeschränkungen und Tests fallen.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatte davor
gewarnt, Corona-Schutzmaßnahmen übereilt aufzuheben. Die Pandemie sei
noch nicht zu Ende, es gebe noch Inzidenzen, sagte er dem Sender MDR
Aktuell am Dienstag. Er sprach sich im MDR dafür aus, im Sommer
Tourismus, Freizeit und Kultur möglich zu machen. «Aber mit
Mindestabstand und ich denke auch mit Mund-Nasen-Schutz, das gehört
als Mindestschutzvorkehrung dazu.»

Sachsen liegt mittlerweile mit einer Wocheninzidenz von 11 unter dem
Bundesdurchschnitt. Sechs Städte und Landkreise liegen unter der
Marke von 10 wöchentlichen Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern.
Dennoch müsse man vorsichtig sein, mahnte Köpping und verwies auf die
sogenannte Delta-Variante, die zuerst in Indien nachgewiesen wurde.
Sie gilt als besonders ansteckend.

Insgesamt 19 Fälle sind bisher in Sachsen registriert - hinzu kommen
drei Fälle an zwei Dresdner Schulen sowie einer Kita, die am Dienstag
bekannt wurden. Zurückzuführen sind die Fälle nach Angaben der Stadt

auf drei Kinder einer Familie, die positiv getestet wurden und
jeweils verschiedene Einrichtungen besuchten. Spezifische PCR-Tests
bestätigten den Verdacht auf die Delta-Variante. Alle Kontaktpersonen
seien ermittelt und in Quarantäne, hieß es. Zuletzt hatte ein
Studentenwohnheim in Dresden für Aufsehen gesorgt, das nach dem Tod
eines an Covid-19 erkrankten jungen Indien-Rückkehrers vorübergehend
komplett unter Quarantäne gestellt wurde. Auch hier besteht der
Verdacht auf die Delta-Variante.

Am Mittwoch wollen sich die Gesundheitsminister der Länder treffen,
um vor allem über die Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und
Jugendliche zu sprechen. Dabei soll es auch um die wissenschaftliche
Aufarbeitung möglicher Spät- und Langzeitfolgen einer
Covid-19-Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen gehen.