Aufregung vor Prozess um Millionenbetrug bei Münchner Pflegedienst

München (dpa) - Trotz des unerwarteten Besuchs einer Amsel im
Sitzungssaal hat der Prozess wegen Millionenbetrugs bei einem
Pflegedienst am Dienstag wie geplant vor dem Landgericht München I
begonnen. Die drei Männer und eine Frau werden beschuldigt, nicht
erbrachte Pflegedienstleistungen abgerechnet und damit einen Schaden
von mehr als zwei Millionen Euro verursacht zu haben. Das Urteil soll
nach vier Verhandlungstagen am 30. Juni fallen.

Es ist einer von drei großen Verfahrenskomplexen, die die
Staatsanwaltschaft München I wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs

in einer Vielzahl von Fällen erhoben hat. Dutzende
Pflegedienst-Mitarbeiter, Ärzte und Patienten sollen in die Abzocke
in München und Augsburg verwickelt gewesen sein, weitere Ermittlungen
laufen.

Im konkreten Fall sollen die Angeklagten vor allem russischsprachige
Pflegebedürftige angeworben haben. Anstelle der abgerechneten
Pflegeleistungen bekamen diese dann aber nur Hilfen im Alltag - etwa
Unterstützung beim Einkauf oder bei der Maniküre. Außerdem sollen die

Angeklagten Prüfungen zur Einstufung des Pflegrades gezielt
manipuliert und ärztliche Verordnungen durch falsche Angaben zum
Gesundheitszustand der Patienten erschlichen haben.

Die Amsel übrigens, die kurz vor dem Eintreten des Gerichts auf dem
Tisch der vorsitzenden Richterin Platz genommen hatte, wurde
letztlich mithilfe der Robe der Protokollantin eingefangen und von
einem Wachtmeister unbeschadet in die Freiheit entlassen.