Nach Ende des Lockdowns: Öffentlicher Nahverkehr läuft wieder an

In der Pandemie hatten viele Menschen auf Fahrten im öffentlichen
Nahverkehr verzichtet, zu hoch schien die Gefahr der Ansteckung. Die
Verkehrsbetriebe müssen die Kunden wieder gewinnen.

Rostock (dpa/mv) - Bei den von der Corona-Pandemie gebeutelten
Nahverkehrsbetrieben in Mecklenburg-Vorpommern ist nach dem Ende des
Lockdowns ein leichtes Aufatmen zu spüren. Die Folgen der Krise sind
noch zu spüren, die Fahrgastzahlen gehen aber deutlich nach oben.
«Das zeigt sich insbesondere in den Stadtverkehren», sagte Thomas
Nienkerk, Geschäftsführer von Rebus Regionalbus Rostock in Güstrow.
Die Steigerung sei dringend nötig, denn die Auslastung habe zum Teil
nur bei 30 Prozent des Vor-Corona-Niveaus gelegen.

Wie lange Rebus brauchen wird, um die Fahrgastzahlen von 2019 zu
erreichen, kann Nienkerk schwer einschätzen. Zu viele, zuvor als
unverrückbar bezeichnete Dinge hätten sich geändert. «Durch das
Homeoffice können Nachfragen verschoben werden.» Fahrgäste hätten
sich auch Alternativen zum ÖPNV gesucht. «Hier wird es unsere Aufgabe
sein, sie durch gute und attraktive Angebote wieder
zurückzugewinnen.»

Auch die Rostocker Straßenbahn AG (RSAG) registriert die wachsende
Nachfrage. «Im Lockdown waren es nur rund 50 Prozent der Fahrgäste,
jetzt sind wir wieder bei 80 Prozent», sagte RSAG-Sprecherin Beate
Langner. Die fehlenden 20 Prozent seien auch auf fehlende
Veranstaltungen oder das bisherige Fernbleiben von Touristen und
Studenten zurückzuführen. Langner geht davon aus, dass sich das
Aufkommen zunächst zwischen 80 und 90 Prozent einpendeln wird.

Bedenken vor einer erhöhten Ansteckungsgefahr in den Fahrzeugen sieht
die RSAG nicht. Die Fahrgäste seien nicht nur durch Masken geschützt.
Alle Busse und Bahnen würden an jeder Haltstelle durch geöffnete
Türen gelüftet. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie seien durch
den Rettungsschirm der Bundesregierung abgemildert worden. Die
RSAG habe im vergangenen Jahr fünf Millionen Euro erhalten.

«Die Lockerungen sind sofort zu spüren», betonte der Geschäftsfüh
rer
von Nahverkehr Schwerin, Wilfried Eisenberg. Die Zahlen gingen nach
oben. Er rechnet mit drei bis vier Jahren, bis das frühere Niveau
erreicht ist. Möglicherweise könne die Umsetzung von Maßnahmen zur
Erreichung der Klimaziele die Erholung beschleunigen.

Eisenberg geht davon aus, dass über den Rettungsschirm noch einmal
staatliche Unterstützung kommt, «aber dann sind wir alleine». Dann
müssten es die Verkehrsbetriebe schaffen, zusätzliche Fahrgäste zu
gewinnen. «So ist das Leben - alles ist Marketing.»