Hamburgs lockert Corona-Auflagen - CDU fordert mehr Tempo beim Impfen

Die Infektionszahlen sinken, der Hamburger Senat lockert seine
Corona-Regeln. Wer vollständig geimpft ist, kann sich freier bewegen.
Aber beim Impftempo ist die Hansestadt zurzeit Schlusslicht,
kritisiert die CDU-Bürgerschaftsfraktion.

Hamburg (dpa/lno) - Dank gesunkener Corona-Zahlen und Fortschritten
beim Impfen dürfen sich die Hamburger ab Freitag wieder freier
bewegen. Nach Angaben des Senats sind wieder private Treffen von zehn
Personen im Freien erlaubt. In Innenräumen bleibt es vorerst noch bei
fünf. Vollständig Geimpfte und Genesene sind ebenso wie von den
Kontaktbeschränkungen ausgenommen. Ein digitaler Nachweis über die
Corona-Warn-App oder die neue CovPass-App sollen sich geimpfte und
genesene Hamburger frühestens von kommender Woche an beschaffen
können. «Die technische Infrastruktur besteht derzeit noch nicht,
weshalb in Hamburg derzeit noch keine digitalen Zertifikate
ausgestellt werden können», teilte die Sozialbehörde am Donnerstag
mit.

Weitere Lockerungen betreffen Tourismus, Freizeit und Sport. Hotels,
Hostels und Campingplätze können ab Freitag wieder zu 100 Prozent
belegt werden - bisher waren nur 60 Prozent erlaubt. Bei
Veranstaltungen dürfen sich nun unter Einhaltung von Hygieneauflagen
in Innenräumen bis zu 100 und unter freiem Himmel bis zu 500 Menschen
versammeln.

Bis zu 30 Erwachsene dürfen im Freien gemeinsam Sport treiben, im
Inneren bis zu zehn Menschen, sofern es sich um eine kontaktlose
Sportart handelt. Die Prostitution wird unter Auflagen wieder
zugelassen. Saunen, Dampfbäder und Wellnesseinrichtungen dürfen mit
Einschränkungen öffnen. Weiter geschlossen bleiben dagegen Clubs,
Diskotheken und andere Tanzlokale. Auch das zu bestimmten Zeiten
geltende Alkoholverbot an den Party-Hotspots der Stadt bleibt
bestehen.

Hamburgs Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Infektionen pro
100 000 Einwohner und Woche, sank am Donnerstag von 18,4 auf 17,4. 58
neu nachgewiesene Infektionen kamen laut Gesundheitsbehörde hinzu.
Das waren drei weniger als am Mittwoch und 20 weniger als vor einer
Woche.

815 490 Menschen wurden bis Mittwoch mindestens einmal geimpft, wie
aus Zahlen des Robert Koch-Instituts hervorgeht. 420 568 Hamburger
oder 22,8 Prozent der Einwohner sind bereits vollständig geimpft.

Die CDU-Bürgerschaftsfraktion kritisierte das Impftempo. «Beim Impfen
hat Hamburg mittlerweile den letzten Platz aller Bundesländer
erreicht und Bürgermeister (Peter) Tschentscher schaut tatenlos zu»,
erklärte CDU-Fraktionschef Dennis Thering. Der Bürgermeister müsse
umgehend dafür sorgen, dass Hamburg mehr Impfstoff bekomme.

Nach RKI-Angaben liegt die Hansestadt bei den verabreichten Impfdosen
je 100 Einwohner mit 65,6 auf dem letzten Platz der Länder.
Allerdings belegt Hamburg bei den Impfstofflieferungen mit 70,7 Dosen
auch nur den vorletzten Rang.

Hamburg bekomme verglichen mit seiner Bevölkerung noch sehr wenig
Impfstoff, erklärte Sozial- und Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard
(SPD) am Mittwoch in einem NDR-Chat. «Das haben wir auch bei der
Bundesregierung schon mehrfach angemerkt», sagte die Senatorin. Es
gebe jetzt eine Zusage, dass Verteilung ausgeglichen werde. Damit
habe Hamburg eine Chance, zu einer besseren Impfquote zu kommen.

Der Hamburger Landesverband des Sozialverbands Deutschland (SoVD)
warnte davor, Seniorinnen und Senioren durch den digitalen Impfpass
abzuhängen. «Fast die Hälfte aller Senioren und Menschen mit kleinen

Einkommen sind weiter auf Papier angewiesen», sagte Verbandschef
Klaus Wicher. Nur jede und jeder zweite über 65 Jahre habe überhaupt
ein Smartphone und könne mit QR-Codes etwas anfangen.