WHO Europa mit Corona-Warnung vor Fußball-EM und Urlaubssaison

Kopenhagen (dpa) - Vor der Fußball-Europameisterschaft und der
anstehenden Urlaubssaison warnt die Weltgesundheitsorganisation WHO
vor Nachlässigkeit im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie. «Wir sind
keineswegs außer Gefahr», sagte der Leiter des WHO-Regionalbüros
Europa, Hans Kluge, am Donnerstag auf einer Online-Pressekonferenz in
Kopenhagen. Angesichts zunehmender gesellschaftlicher Zusammenkünfte,
größerer Mobilität sowie großen Festivals und Sportturnieren in den

kommenden Tagen und Wochen mahne die WHO Europa zur Vorsicht.

Letztlich müsse man aus den Erfahrungen des vergangenen Sommers
lernen, sagte Kluge. Damals seien die Fallzahlen erst in jüngeren
Altersgruppen gestiegen, dann hätten sie sich auf Ältere
ausgebreitet, was im Herbst und Winter zu einem verheerenden
Wiedererstarken des Virus, zu Lockdowns und Todesfällen beigetragen
habe. «Lassen Sie uns diesen Fehler nicht noch einmal machen.»

Gleichzeitig wies Kluge auch auf positive Entwicklungen hin. Seit
zwei Monaten sehe man einen Rückgang bei den Neuinfektionen,
Krankenhauseinweisungen und Todesfällen. In der vergangenen Woche
seien in der WHO-Region Europa 368 000 neue Corona-Fälle gemeldet
worden - dies sei ein Fünftel der wöchentlichen Fälle während des
jüngsten europäischen Höchstwertes im April. Erstmals seit Herbst
2020 sei die Zahl der mit Corona-Infektionen in Verbindung stehenden
Todesfälle vergangene Woche auf unter 10 000 gefallen.

Gemeinsam mit dem UN-Hilfswerk Unicef ruft die WHO Europa nun eine
Kampagne ins Leben, mit der alle Bürger zur Vorsicht und Minimierung
von Risiken im Sommer aufgerufen werden. Wenn man seine Reise
verschieben könne, dann sei dies an dieser Stelle der richtige
Schritt. «Wenn Sie sich entschließen, zu reisen, dann tun Sie das
verantwortungsbewusst. Seien Sie sich der Risiken bewusst», mahnte
Kluge an.

Zugleich forderte er, dass die Impfkampagnen im Sommer mit viel
höherem Tempo vorangehen müssten. Bislang hätten 30 Prozent der
Menschen in den 53 Ländern der WHO-Region Europa ihre erste Impfdosis
erhalten, 17 Prozent seien fertiggeimpft. «Obwohl wir weit gekommen
sind, sind wir noch nicht weit genug gekommen.» Der bisherige
Impfschutz in der Bevölkerung sei noch lange nicht ausreichend, um
die Region vor einem Wiedererstarken des Coronavirus zu schützen.