Von Grundschule bis Campingurlaub - Rheinland-Pfalz lockert

Bis zu 500 Zuschauer bei Open-Air-Veranstaltungen im Sport und der
Kultur sowie Jugendfreizeiten und größere private Feiern.
Rheinland-Pfalz lockert die Corona-Regeln in zwei Schritten und
unterstützt Familien, Kinder und Jugendliche mit Bildungs- und
Spaßangeboten.

Mainz (dpa/lrs) - Grundschüler und Grundschülerinnen dürfen ohne
Maske in die Pause, Jugendfreizeiten werden gefördert und es gibt
wieder eine Sommerschule und Deutschkurse. Dazu kommen in zwei
Schritten zahlreiche Lockerungen bei Sport, Kultur und Freizeit. Bis
zu 500 Zuschauer sind draußen wieder möglich. Die ersten Regelungen
greifen vom 18. Juni an. Der zweite Schritt ist am 2. Juli geplant.
Das hat die rheinland-pfälzische Landesregierung beschlossen und am
Dienstag in Mainz vorgestellt. Ein Überblick:

SCHULEN UND KITAS: Für Grund- und Förderschüler entfällt von Montag

an die Maskenpflicht in den Pausen. Wie geplant gibt es in allen
Klassen von 14. Juni an wieder Unterricht für alle in der Schule. Für
die Kitas sollen vom 21. Juni an die festen Gruppen wieder wegfallen
und somit mehr Öffnung möglich werden, sagte Bildungsministerin
Stefanie Hubig (SPD) am Dienstag in Mainz.

INZIDENZEN UND ÖFFNUNGSSCHRITTE: Es gibt zwei Öffnungsschritte. Einen
ab 18. Juni und einen ab 2. Juli. Dabei wird unterschieden zwischen
einer Inzidenz unter 100 und unter 50. Derzeit sinkt die
Sieben-Tage-Inzidenz aber kontinuierlich auf zuletzt landesweit 20,6
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner, so dass vor allem die Regeln
unter 50 interessant sind. «Wenn die Zahlen rasant weiter abnehmen,
werden wir Mitte Juni schauen, ob es noch weitere Perspektiven gibt»,
sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD).

ÖFFNUNGSSCHRITT EINS: Von 18. Juni an gilt bei einer Inzidenz von
unter 50: Private Feiern im Freien sind mit bis zu 50 Menschen
möglich, innen mit bis zu 25 und Test. Danach hätten gerade viele
Paare gefragt, die heiraten wollten, sagte Dreyer. Alle Sportarten
sind für bis zu 50 Menschen draußen wieder erlaubt. Innen können bis

zu 20 Menschen Sport treiben, ab 15 Jahren ist ein Test notwendig.
Geimpfte und Genesene werden nicht mitgezählt. Kultur und Sport
werden gleichgestellt. «Wir ermöglichen Profis und Laien wieder mehr
Aktivität», sagte Dreyer. Bei der Zahl der Zuschauer gilt für Sport
und Kultur: Innen bis zu 250 mit Test, im Freien bis zu 500. Public
Viewing zur EM zählt als Außenveranstaltung.

Freizeiteinrichtungen dürfen innen mit Test und Personenbeschränkung
wieder öffnen. Schwimm-, Spaßbäder und Thermen können wieder öffn
en.
Campingplätze sind wieder für alle nutzbar, Gemeinschaftsumkleiden
sind auch beim Sport wieder offen. Jugendfreizeiten mit Übernachtung
können wieder stattfinden. Ob der Einzelhandel wieder mehr Menschen
pro Quadratmeter einlassen darf, werde geprüft.

Wenn die Inzidenz zwischen 50 und 100 liegt dürfen sich drin und
draußen nur maximal 25 Menschen zu privaten Veranstaltungen treffen,
drinnen mit Test. Sport und Kultur werden auf 30 Leute draußen und 10
drinnen beschränkt. Die Zahl der erlaubten Zuschauer ist mit maximal
250 außen und 100 innen deutlich beschränkt.

ÖFFNUNGSSCHRITT ZWEI: Von 2. Juli an wird bei einer Inzidenz unter
100 die Kontaktbeschränkung von derzeit fünf auf maximal zehn
Personen ausgeweitet. Zu privaten Veranstaltungen können bis zu 75
Menschen innen (mit Test) und außen zusammen kommen. Bei Sport und
Kultur gilt: 50 Menschen im Freien, innen 30 mit Test. Die Zahl der
Zuschauer wird innen auf 350 mit Test erhöht.

Fachmessen, Spezial- und Flohmärkte sind mit Auflagen wieder möglich.
Bus- und Schiffsreisen werden mit Maske, Test und maximal 50 Prozent
Belegung wieder erlaubt. Ob Bordelle dann wieder öffnen können, werde
noch geprüft.

Bei einer stabilen Inzidenz von unter 50 ist noch etwas mehr möglich:
Private Veranstaltungen im Freien sind dann wieder mit bis zu 100
Menschen erlaubt. Indoor-Sport geht für bis zu 50 Menschen mit Test
und einer Begrenzung von einer Person pro zehn Quadratmetern.

BILDUNGS- UND FREIZEITPROGRAMM FÜR KINDER, JUGENDLICHE UND FAMILIEN:

Dafür stellt die Landesregierung insgesamt 80 Millionen Euro bereit,
das sind 17 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Dazu kommen in diesem
Jahr 21 Millionen und im nächsten 43 Millionen Euro vom Bund. «Die
Landesregierung weiß ganz genau, was die Pandemie für Kinder,
Jugendliche und Familien bedeutet hat», sagte Dreyer. «Wir strengen
uns an, sie mit sehr viel Geld zu unterstützen.» Bildungsministerin
Hubig sagte: «Es gibt viel zu tun und wir haben ein Riesenpaket
geschnürt.»

SCHUL- UND BILDUNGSANGEBOTE: In den beiden letzten Wochen der großen
Ferien wird es wie im vergangenen Jahr wieder eine Sommerschule geben
- diesmal nicht nur für Deutsch und Mathe, sondern möglichst auch für

Englisch. Die 9. Klassen werden mit einbezogen.

Dazu kommen Kurse für Kinder, die ihre Deutschkenntnisse vertiefen
wollen. Programme wie «Keiner ohne Abschluss» und qualifizierte
Hausaufgabenhilfe würden ausgebaut. Die Schulen bekämen höhere
Budgets, damit sie sich außerschulischer Partner bedienen könnten,
sagte Hubig. Dazu zählten bereits die Volkshochschulen mit ihren
zusätzlichen Lernangeboten.

Es werde mehr Schulsozialarbeit geben und die Ganztagsschulen sollen
mit insgesamt 1500 Stellen aus den Freiwilligen Diensten unterstützt
werden.

Im neuen Schuljahr sollen insbesondere die Schüler in den Blick
genommen werden, die von den Grundschulen auf die weiterführenden
Schulen wechseln oder vor einem Schulabschluss stehen.

FREIZEITANGEBOTE: Familieninstitutionen und Jugendfreizeiten werden
unterstützt, finanziell gefördert und die Familien bei Ferien in
Jugendherbergen und ähnlichen Einrichtungen unterstützt, kündigte die

Jugend- und Familienministerin Katharina Binz (Grüne) an. Damit solle
Kindern, Jugendlichen und Familien nach den Anstrengungen der
Pandemie eine Auszeit ermöglicht werden.

VOLKS-, WEIN- UND WURSTFESTE: Dazu will Dreyer bei der
Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag eine bundeseinheitliche
Regelung erreichen.

APPELL: Dreyer appellierte an die Bürger und Bürgerinnen, sich trotz
der sinkenden Zahl der Neuinfektionen weiterhin an die Regeln zu
halten und auch Abstände von sich aus einzuhalten, wo möglich. Noch
immer seien etwa 75 Prozent der Menschen nicht vollständig geimpft
und der Impfstoff knapp.