Arzneimittel zum Tabakausstieg auf Kassenkosten geplant Von Sascha Meyer, dpa

Im Kampf gegen gesundheitsschädliches Rauchen soll mehr Aufklärung
helfen. Manche erwägen fürs Aufhören auch eine Therapie ergänzt mit

Arzneimitteln. Finanzielle Hürden dafür sollen jetzt wegfallen.

Berlin (dpa) - Von ihrer Sucht wegzukommen, fällt vielen Rauchern
schwer - am Geld soll das künftig seltener scheitern. Medikamente für
einen Tabak-Ausstieg sollen nach Plänen der großen Koalition von der
Kasse bezahlt werden können. «An keiner anderen Droge sterben
weltweit und auch hier in Deutschland mehr Menschen als an den Folgen
des Rauchens», sagte die Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig (CSU)
der Deutschen Presse-Agentur nach einem entsprechenden Beschluss des
Gesundheitsausschusses am Mittwoch. «Wir werden daher noch in dieser
Legislaturperiode dafür sorgen, dass die Unterstützung beim
Rauchstopp noch besser, noch zielgerichteter, noch einfacher wird.»

Konkret sollen gesetzlich Versicherte, bei denen «eine schwere
Tabakabhängigkeit» festgestellt wurde, Anspruch auf eine einmalige
Versorgung mit Arzneimitteln zur Tabakentwöhnung bekommen. Welche
Medikamente unter welchen Voraussetzungen in Therapieprogrammen
verordnet werden können, soll der Gemeinsame Bundesausschuss von
Ärzten, Kliniken und Krankenkassen festlegen. Eine Folge-Versorgung
mit solchen Mitteln soll frühestens nach drei Jahren möglich sein.
Die vom Ausschuss angenommenen Pläne sollen an ein anderes Gesetz
angehängt werden, das der Bundestag am Freitag beschließen soll.

Dies seien für alle starken Raucherinnen und Raucher «großartige
Nachrichten», sagte Ludwig. Verschreibungspflichtige und auch nicht
verschreibungspflichtige Medikamente während einer Therapie könnten
so von den Krankenkassen übernommen werden. «So hilft der
Rauchausstieg nicht nur der Gesundheit, sondern auch dem Geldbeutel.»

Die mögliche Kostenübernahme soll auch darauf zielen, dass es viele
einkommensschwächere Raucher gibt - und einen weiteren Anreiz setzen,
dass mehr Abhängige nach Rücksprache mit dem Arzt oder ihrer Ärztin
einen ernsthaften Anlauf für eine Ausstiegsbehandlung machen. Dazu
zählen zum Beispiel Programme mit Nikotin-Ersatzpräparaten und
speziellen Medikamenten, auch verbunden mit einer Verhaltenstherapie.
Insgesamt unternimmt nach Studiendaten jeder fünfte Raucher in
Deutschland überhaupt einen Ausstiegsversuch im Jahr.

Rauchen und ebenso Alkohol richten nach wie vor mit Abstand die
größten Gesundheitsschäden in Deutschland an - auch wenn der Konsum
zuletzt sank. Jährlich sterben nach Angaben der Drogenbeauftragten
rund 127 000 Menschen an den Folgen von Tabak-Konsum. Ludwig will mit
einer kürzlich gestarteten Aufklärungskampagne von Bundesregierung
und Gesundheitsakteuren auch langjährige Raucher stärker zum Aufhören

ermuntern, die seit 20 oder 30 Jahren zu Zigaretten greifen. Auf
einer Webseite sind «Rauchstopp-Angebote» mit Hilfsmöglichkeiten
gebündelt zu finden - und auch ein «Ersparnisrechner» als Motivation.


Details der Kostenübernahme für Medikamente zum Tabak-Ausstieg sollen
noch genauer geregelt werden. Unter dem Anspruch soll zunächst ein
Entwöhnungsversuch mit einem Programmdurchlauf zu verstehen sein, wie
es in der Begründung des Koalitionsantrags heißt. Der Gemeinsame
Bundesausschuss als oberstes Entscheidungsgremium des
Gesundheitswesens soll dann auch noch weitere Voraussetzungen regeln:
etwa zu Anforderungen an die Ausstiegsprogramme, für die Arzneimittel
verordnet werden können - und wie bestimmt wird, dass man eine
«starke Tabakabhängigkeit» hat.