Warnungen vor Aufhebung der englischen Corona-Maßnahmen nehmen zu

London (dpa) - Zwei Wochen vor der geplanten Aufhebung aller
Corona-Maßnahmen in England nehmen die Warnungen von Wissenschaftlern
zu. «Ganz zurück zur Normalität zurückkehren, ist sicher nicht im
allgemeinen Interesse», sagte der Immunologe Ravindra Gupta von der
Universität Cambridge am Montag der BBC. Er sprach sich «für ein paar

Wochen eher als ein paar Monate» aus, um die die verbliebenen
Restriktionen verlängert werden sollten.

Die britische Regierung plant bisher, am 21. Juni alle Maßnahmen
aufzuheben. Dann sollen auch Abstandsregeln und Maskenpflicht fallen.
Wegen der Ausbreitung der hoch ansteckenden Delta-Variante erwägt
Premierminister Boris Johnson, die Lockerungen auszusetzen. Am 14.
Juni soll eine Entscheidung verkündet werden. Gastronomie, Wirtschaft
und konservative Politiker drängen darauf, den Plan einzuhalten.

Zuletzt war wegen der Delta-Variante die Zahl der Neuinfektionen in
Großbritannien wieder deutlich gestiegen. Der Chef der unabhängigen
Expertengruppe Independent Sage, David King, sagte dem Sender Sky
News: «Dies ist der Beweis dafür, dass eine weitere Welle auf uns
zukommt.» King warnte, zahlreiche Menschen litten an lang anhaltenden
Folgen einer Covid-Erkrankung. «Dies ist nicht einfach eine Grippe,
wenn man geimpft wurde», sagte er. Experte Gupta warnte, das Virus
mutiere weiterhin «und wird besser darin, unsere Abwehr zu umgehen».
«Wir schaffen es bisher nicht, die Neuinfektionen so zu begrenzen,
dass wir die Gesellschaft langfristig vollständig öffnen können.»

Im Vereinigten Königreich sind die Landesteile selbst für die
Gesundheitspolitik verantwortlich. Neue Lockerungen gab es in Wales:
Dort dürfen seit Montag wieder bis zu 10 000 Menschen an
Freiluftveranstaltungen teilnehmen. In Innenräumen sind Treffen von
bis zu drei Haushalten erlaubt.

Landesweit hat bisher mehr als die Hälfte der Erwachsenen die für den
vollen Schutz als notwendig erachtete zweite Impfung erhalten. Bei
der Suche nach weiteren Impfstoffen testet die Universität Oxford ein
Mittel, das mit einem Nasenspray verabreicht werden kann. Dafür
suchen die Forscher nun Freiwillige im Alter von 30 bis 40 Jahren,
die noch keine Impfung erhalten haben.