Leinen los auch wieder bei Flusskreuzfahrtschiffen

Neben Frachtschiffen fahren auf Deutschlands Flüssen wieder
schwimmende Hotels mit kleinen Balkonen. Viele ältere Gäste sind
schon zweimal geimpft - die Branche schöpft neue Hoffnung.

Stuttgart/Bonn (dpa) - Die ersten Ozean-Kreuzfahrtschiffe sind längst
wieder ausgelaufen - nun wagen bei sinkenden Corona-Zahlen auch ihre
kleineren Geschwister auf den Flüssen einen Neustart. Die «Nicko
Vision» sollte am Montag (7. Juni) von Frankfurt aus in Richtung
Rhein starten, wie der Anbieter Nicko Cruises in Stuttgart mitteilt.
Am 15. Juni will auch der Bonner Konkurrent Phoenix Reisen mit seinem
neuen Kabinenschiff «Antonia» in Köln die Saison 2021 auf dem Rhein
an den vielen Burgen vorbei mit dem Ziel Basel eröffnen.

«Bei uns herrscht Aufbruchstimmung. Wir sind froh, dass es wieder
losgeht», sagt Nicko-Cruises-Sprecherin Sandra Huck. «Seit Anfang Mai
ziehen die Buchungen wieder an.» Nicolas Conte vom
Online-Reisevermittler kreuzfahrten.de bestätigt das für die ganze
Branche: «Die Leute wollen endlich wieder wegfahren, wissen
allerdings auch noch nicht genau, wie es weitergeht mit Corona.» Die
Reedereien müssten mit ihren Saisonstarts «einfach ein erstes Datum
setzen, auch wenn noch manches ungewiss ist».

Phoenix-Reisen-Chef Benjamin Krumpen spricht von weniger
Beratungsbedarf als im Vorjahr: Inzwischen seien vermutlich mehr als
die Hälfte der Flusskreuzfahrt-Gäste - eine eher ältere Klientel -
zweimal geimpft. Somit fühlten sie sich sicherer. Deutschlands
Corona-Regeln gelten laut Krumpfen weiterhin auch auf Flussschiffen.
«Nur bei geimpften Gästen gibt es einen Unterschied zu früher: Sie

können nun im Restaurant auch an Vierer- und Sechser-Tischen
zusammensitzen.» Beide Reiseanbieter sprecheb von einer zur
Sicherheit verringerten Auslastung von maximal rund 80 Prozent.

2020 gab es noch keine Impfungen - das vergangene Jahr hat Anbieter
von Flusskreuzfahrten daher schwer beeinträchtigt.
Nicko-Cruises-Sprecherin Huck berichtet: «Auf Rhein und Nebenflüssen

sowie der Elbe mussten wir 2020 insgesamt 123 Abfahrten absagen.»
Phoenix-Reisen-Geschäftsführer Krumpen sagt: «Wir haben 2020 wegen
Corona 450 bis 500 Millionen Euro Umsatz verloren und 50 Millionen
Euro Verlust gemacht. 2021 könnten wir im besten Fall eine schwarze
Null schreiben.» Vollständige Umsatz- und Verlustzahlen teilen beide
Unternehmen mit jeweils rund 110 Beschäftigten nicht mit. Auch dank
Kurzarbeit sei jedoch niemand entlassen worden, heißt es unisono.