Tschechischer Innenminister verzichtet nach Streit auf Moskau-Reise

Prag (dpa) - Der tschechische Innenminister Jan Hamacek verzichtet
auf seine umstrittene Moskau-Reise. Der Sozialdemokrat wollte
ursprünglich am Montag in Russland über etwaige Lieferungen des
Corona-Impfstoffs Sputnik V verhandeln. Seine Anwesenheit bei einer
Kabinettssitzung in Prag sei zwingend erforderlich, teilte der
42-Jährige am Samstag bei Twitter mit.

Sowohl die Opposition als auch der Koalitionspartner ANO hatten die
Reisepläne scharf kritisiert. Ministerpräsident und ANO-Gründer
Andrej Babis drohte sogar an, die Nutzung eines Regierungsflugzeuges
zu untersagen. Impfstoffe gehörten nicht zum Aufgabenbereich
Hamaceks, der derzeit kommissarisch auch das Außenministerium leitet.
Babis betonte, dass man die Zulassung der EU-Arzneimittelbehörde EMA
für Sputnik V abwarten wolle.

Die Minderheitsregierung steht weniger als sechs Monate vor der
Parlamentswahl wegen des Tempos der Impfkampagne unter Druck. Das
Nachrichtenportal Seznamzpravy.cz berichtete, die Regierung habe bei
der gemeinsamen EU-Bestellung die Kontingente nicht ausgeschöpft.
Statt 6,9 Millionen Astrazeneca-Dosen seien nur drei Millionen
bestellt worden. Vom Impfstoff von Johnson & Johnson seien zwei
Millionen statt der maximal möglichen knapp 4,8 Millionen Dosen
geordert worden. Ähnlich sehe es bei anderen Vakzinen aus.