Sportmediziner Simon: Verbände haben in der Pandemie versagt

Berlin (dpa) - Nach Überzeugung von Sportmediziner Perikles Simon
haben die deutschen Sportverbände in der Corona-Pandemie versagt,
weil sie erst zum Ende des Winters energischer auf die Bedeutung des
Breitensports gepocht hätten. «Man hätte nicht so leicht der Politik

den Gefallen tun sollen, den Sport als «Show», als «schönste
Nebensache der Welt» - eben als Opium für das Volk - ablaufen zu
lassen», kritisierte Simon in einem Interview der «Frankfurter
Allgemeinen Zeitung» (Samstag).

«Man hätte viel mehr Solidarität mit dem Breitensport, der Kunst und

der Kultur zeigen müssen, die sich keine aberwitzigen Hygienekonzepte
verordnen können, die drohen kaputtzugehen», sagte der 48 Jahre alte
Leiter der Sportmedizin an der Johannes-Gutenberg-Universität in
Mainz.

Corona könnte den Sport noch lange beeinträchtigen. «Ein Steuern auf

Sicht dürfte den Breitensport mindestens noch ein Jahr ganz
wesentlich verhindern», betonte der Wissenschaftler. «Wenn wir uns
nicht darauf einigen können und wollen, dass es für die Sportler und
auch die Gesellschaft wesentlich größere Risiken gibt als Sars-CoV-2
und wir diese auch gemeinhin einfach so akzeptieren wie zum Beispiel
die extrem tödliche Sesshaftigkeit, dann wird das den Sport völlig
verändern», warnte Simon.

Der Sport werde so wie die Gesellschaft, sagte der Experte. «Falls es
so bleibt, wird er je nach Sichtweise intoleranter und unsozialer,
oder er wird, wie es in dieser Krise schon bemerkt wurde, zu einem
Zusammenhalt im Volk beitragen, der höher denn je sein wird. Ich
tendiere zu Zweitem», betonte Simon in dem «FAZ»-Interview, «denn d
er
gesunde Mensch ist ein Zoon Politikon - ein Wesen, das bei allem
Social Distancing nur mit und in der Gemeinschaft leben kann».