IDT Biologika füllt ab sofort Astrazeneca ab - Gespräche zu Sputnik V

In Sachsen-Anhalt wird ab sofort der Impfstoff von Astrazeneca
produziert. In drei Monaten sollen mindestens 10 Millionen Impfdosen
abgefüllt werden. Und es gibt offenbar Gespräche mit dem Hersteller
von Sputnik V.

Dessau-Roßlau (dpa) - Der Impfstoff des
britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca soll in Sachsen-Anhalt
früher als geplant abgefüllt werden: Ab sofort steige das
Pharmaunternehmen IDT Biologika in die Produktion ein, teilte
Firmenchef Jürgen Betzing am Freitag mit. Grund dafür seien
kurzfristig frei gewordene Kapazitäten, die das Pharmaunternehmen
Merz Pharma freigegeben hatte. Ursprünglich war der Beginn der
Produktion für Anfang 2023 geplant.

In den kommenden drei Monaten sollen in Dessau-Roßlau nun mindestens
zehn Millionen Impfdosen des britisch-schwedischen Herstellers
abgefüllt werden. Danach laufen die vertraglich vereinbarten Rechte
für Astrazeneca zunächst aus. Der Bund entschädigt Merz Pharma für

das Entgegenkommen durch die freigegebenen Kapazitäten. Das deutete
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Rande eines Besuches der
Abfüllanlagen mit Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff
(beide CDU) am Freitag an.

Die abgefüllten Astrazeneca-Impfdosen verblieben nicht zwingend in
Deutschland, sagte Firmenchef Betzing. Die Verteilung werde zwischen
der EU und Astrazeneca geregelt. Bereits seit Mitte März füllt IDT
Biologika auch den Impfstoff des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson
ab und verpackt die Ampullen. Die ersten Chargen seien bereits
ausgeliefert worden, sagte Betzing.

Längerfristig wird IDT Biologika dann ab Anfang 2023 den Impfstoff
von Astrazeneca abfüllen. Dafür werden aktuell die Anlagen des
Standortes für rund 100 Millionen Euro ausgebaut.

Spahn unterstrich die Bedeutung der Impfstoffproduktion in
Deutschland. Es sei wichtig, im eigenen Land zu produzieren. Das
verringere die Abhängigkeit von anderen Ländern. «Es ist gut, die
Dinge zu Hause zu haben.»

Laut IDT-Biologika-Chef Betzing führt das Unternehmen zudem Gespräche
um eine mögliche Abfüllung des russischen Corona-Impfstoffes Sputnik
V. «Es gibt Gespräche, aber das sind einfach nur Gespräche. Mehr
nicht» sagte der Unternehmenschef.

Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hatte Anfang März ein
Prüfverfahren für Sputnik V im Rahmen einer sogenannten Rolling
Review begonnen. Dabei werden Testergebnisse bereits geprüft, auch
wenn noch nicht alle Daten vorliegen und noch kein Zulassungsantrag
gestellt wurde. Aktuell begutachten EMA-Experten Produktion und
Lagerung des Impfstoffs in Russland.