Zahl der Hotspots in Niedersachsen steigt - Sorge um Intensivbetten

Die Corona-Lage in Niedersachsen bleibt angespannt, immer mehr
Landkreise werden zu Hotspots. Die Belegung der Kliniken und
Intensivstationen ist leicht rückläufig, aber auf hohem Niveau.

Hannover (dpa/lni) - Niedersachsen wird immer großflächiger zu einem
Corona-Hotspot mit mehr als 100 Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner
binnen sieben Tagen. In 31 der 45 Landkreise und großen Städte lag
die Sieben-Tages-Inzidenz am Freitag über 100, was striktere
Corona-Beschränkungen bedeutet, teilte das Gesundheitsministerium
mit. Weiterhin liegt der Wert in der Stadt Salzgitter und dem Kreis
Vechta über 300. Landesweit sank die Sieben-Tages-Inzidenz
geringfügig auf 125,6 nach 126 am Vortag. 1917 neue Infektionsfälle
und 9 weitere Todesfälle wurden am Freitag registriert.

Die Zahl der Corona-Patienten in Kliniken und auf Intensivstationen
war wie schon am Vortag leicht rückläufig. 1072 Erkrankte wurden im
Krankenhaus behandelt, 292 davon auf der Intensivstation. 208
Erwachsene und ein Kind müssen künstlich beatmet werden. Der R-Wert,
der angibt, wie viele Menschen ein Infizierter im Durchschnitt
ansteckt, betrug 1,15 nach 1,05 am Vortag.

Von den derzeit verfügbaren 2163 Intensivbetten in Niedersachsen
waren am Freitag nach Angaben des Gesundheitsministeriums 349 noch
frei. Als Notfallreserve können im Land 1045 weitere Intensivbetten
binnen sieben Tagen einsatzbereit sein. Etwa die Hälfte der
Intensivbetten sind im Moment mit Menschen belegt, die Herzinfarkte,
Schlaganfälle oder Unfälle erlitten haben. 20 Prozent sind mit
Patienten belegt, bei denen eine zeitlich aufschiebbare, sogenannte
elektive Operation vorgenommen wird. 15 Prozent der Betten sind mit
Covid-Patienten belegt.

Mit Blick auf fast volle Intensivstationen warnte die Pflegekammer
vor einer Überlastung des Gesundheitssystems. «Die Mitarbeitenden auf
den Covid-Intensivstationen arbeiten seit einem Jahr am Limit», sagte
Felix Berkemeyer, Abteilungsleiter einer Intensivpflegestation und
Mitglied im Vorstand der Pflegekammer. Dass nun immer mehr junge
Corona-Patienten beatmet werden müssen, sei für viele Kolleginnen und
Kollegen besonders erschütternd.

Neben mehr Impfungen und einer langfristigen Schnellteststrategie
braucht es aus Sicht der Pflegekammer weitere Maßnahmen im Kampf
gegen die Pandemie. Das Personal auf den Intensivstationen müsse
dringend entlastet werden, etwa durch das Verschieben von nicht
sofort nötigen Eingriffen. Die Kammer empfiehlt, zusätzliche
Pflegefachkräfte, etwa aus der Anästhesie, zur Verstärkung auf
überlasteten Intensivstationen einzusetzen, wenn dadurch die
Notfallversorgung nicht gefährdet wird. Zudem müsse sichergestellt
werden, dass Kliniken keine finanziellen Einbußen erleiden, wenn sie
Betten für Corona-Patienten freihalten.