Vor Prozess um Angriff bei Corona-Demo - Weitere Ermittlungen laufen

Vor einem Jahr versammeln sich Tausende in Stuttgart zum Protest
gegen die Corona-Auflagen. Friedlich soll er sein, aber auf dem Weg
zur Kundgebung werden drei Menschen brutal zusammengeschlagen. Es
folgen Razzien, jetzt ist die Justiz an der Reihe.

Stuttgart (dpa/lsw) - Auch ein Jahr nach dem Angriff auf drei Männer
am Rande einer Corona-Demonstration in Stuttgart wird gegen
mutmaßliche Beteiligte an der Attacke ermittelt. «Es gibt weitere
Täter, die identifiziert sind und gegen die Ermittlungen laufen,
ebenso wie es Tatverdächtige gibt, die noch unbekannt sind», sagte
eine Sprecherin der Stuttgarter Staatsanwaltschaft der Deutschen
Presse-Agentur. Zwei mutmaßliche Schläger stehen im ersten Prozess um
die Attacke von Montag (19. April) an vor Gericht. Die Ermittler sind
überzeugt, dass sie im vergangenen Mai an der Tat beteiligt waren.
Die beiden werden der linken Szene zugerechnet.

Einem damals 20-Jährigen wird versuchter Totschlag vorgeworfen. Er
soll einem der drei Opfer heftig gegen den Kopf geschlagen und ihn
lebensgefährlich verletzt haben. Dabei sei er nicht alleine gewesen,
glaubt die Staatsanwaltschaft: «Nachdem der Angegriffene bewusstlos
zu Boden gegangen war, sollen zumindest zwei der Täter noch weiter
auf ihn eingeschlagen und eingetreten haben.» Ein zur Tatzeit 24
Jahre alter mutmaßlicher Komplize sitzt wegen gefährlicher
Körperverletzung auf der Anklagebank des Landgerichts. Er habe
gemeinsam mit einem ebenfalls noch nicht identifizierten Mittäter die
beiden weiteren Opfer unter anderem mit Reizstoff besprüht.

Die mutmaßlichen Täter sollen sich im Stadtbezirk Bad Cannstatt als
Teil einer linksgerichteten Gruppe versammelt haben. Die etwa 20 bis
40 Menschen sollen dann die aus ihrer Sicht rechten Kontrahenten mit
Schlagwerkzeugen attackiert und verletzt haben. Der lebensgefährlich
verletzte, damals 54-Jährige gehörte der rechtspopulistischen
gewerkschaftsähnlichen Organisation «Zentrum Automobil» an. Auch
seine beiden Mitstreiter erlitten Verletzungen. Sie waren auf dem Weg
zur Kundgebung auf dem Cannstatter Wasen. Mehrere Tausend Menschen
hatten damals an der Demonstration gegen die Corona-Beschränkungen
teilgenommen.

Im Juli hatten daraufhin Hunderte Polizisten bei Razzien in sieben
Städten Zimmer und Wohnungen von Anhängern der linken Szene
durchsucht. Dabei war der Jüngere der beiden Angeklagten festgenommen
und schließlich verhaftet worden.

Der Angriff hatte auch politisch für Aufregung gesorgt. Allerdings
lehnten Grüne, CDU, SPD und FDP im vergangenen Sommer einen von der
AfD beantragten Untersuchungsausschuss zum Angriff deutlich ab.