Weniger Pendler und Touristen: Fähren leiden weiter unter Corona

Manche Rheinfähren befördern im Lockdown mitunter weniger als fünf
Autos. Das lohnt sich kaum. Corona-Subventionen sollen den oft
traditionsreichen Fähren helfen. Wie geht es langfristig weiter?

Ingelheim/Oestrich-Winkel (dpa) - Weniger Berufspendler, keine
Übernachtungstouristen: Die Rheinfähren in Rheinland-Pfalz und Hessen

leiden auch im gewöhnlich umsatzstarken Frühling weiter unter der
Corona-Krise. «Die Situation ist katastrophal», saget der
Geschäftsführer der Fähre zwischen dem rheinland-pfälzischen
Ingelheim und dem hessischen Oestrich-Winkel, Michael Maul, der
Deutschen Presse-Agentur.

«Viele Pendler arbeiteten wegen der Pandemie im Homeoffice, da fehlen
uns jeden Werktag 300 Autos», ergänzte Maul, der auch Vorsitzende des
Deutschen Fährverbands ist. Bei schönem Tagen freuten sich die
Fährbetreiber zwar über viele Tagestouristen. «Aber schon um 16, 17
Uhr bricht das weg - Cafés, Restaurants und Hotels haben ja zu.» In
seinem Fall nerve zudem eine langfristige Baustelle bei der
Autobahnausfahrt Ingelheim-West, die Autofahrer zu großen Umwegen
zwinge.

Rheinland-Pfalz zählt rund ein Dutzend Autofähren auf Europas
wichtigster Binnenwasserstraße, Hessen deutlich weniger - sein
Rheinufer ist kürzer. Fähren bleiben wichtig - zwischen Koblenz und
Mainz zum Beispiel gibt es auf etwa 80 Rheinkilometern keine Brücke.

Der Chef des 129 Jahre alten Fährbetriebs zwischen dem
rheinland-pfälzischen Niederheimbach und dem hessischen Lorch,
Michael Schnaas, sagt: «Normalerweise haben wir an Feiertagen wie dem
1. Mai 500 bis 600 Autos. Jetzt sind es an einem schönen Sonntag
vielleicht 200 bis 300.»

Dennoch halte er die gewohnten Fahrzeiten aufrecht - möglich machten
das Corona-Hilfen, also Steuergeld. Schnaas hat geografisches Glück:
Er bekommt nach eigenen Worten sowohl von Rheinland-Pfalz als auch
von Hessen jeweils 25 Euro pro Betriebsstunde, also insgesamt 50
Euro. Bei Fähren innerhalb von Rheinland-Pfalz sind es nur 25 Euro.
Diese Summe soll ungefähr die Treibstoffkosten decken.

Der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Volker Wissing (FDP)
erklärte kürzlich mit Blick auf die Fähren: «Wir wollen, dass die
ses
Angebot erhalten bleibt, damit auch in Zukunft die Bürgerinnen und
Bürger unseres Landes gut von A nach B kommen.»

Schnaas sagt, ohne die Corona-Hilfen hätte er im Winter seinen
Betrieb eingestellt: «Das hätte sich nicht mehr gelohnt. Das ist bei
den meisten Fähren ähnlich.» Er freue sich über die Unterstützung
-
aber wie sonst Rücklagen für den nächsten Winter bilden könne er
jetzt nicht. Maul weist allerdings darauf hin, dass etwa Rheinfähren
in Nordrhein-Westfalen gar keine Subventionen vom Land bekämen.

Langfristig ist der Fährverbandschef wenig optimistisch: «Die
Pendler, die jetzt im Homeoffice sind, werden nicht mehr alle
zurückkommen.» Auch das infolge des Klimawandels sich häufende
monatelange Niedrigwasser mache Fähren zu schaffen - mehr noch als
die meist kürzeren Hochwasserperioden. Maul sagt: «Es kann passieren,
dass hier in fünf Jahren ein oder zwei Fähren nicht mehr existieren.»