Mehr häusliche Gewalt in der Corona-Krise - Lagebild kommt im Herbst

Berlin (dpa) - Zu den negativen Begleiterscheinungen der Maßnahmen
zur Eindämmung der Corona-Pandemie gehört ein Anstieg der Gewalt in
Familien und Paarbeziehungen. Die Zahl der Fälle von häuslicher
Gewalt, die der Polizei bekannt wurden, lag im vergangenen Jahr um
6,6 Prozent über dem Wert des Vorjahres. Bei Gewalt in der
Partnerschaft registrierten die Behörden einen Anstieg um rund vier
Prozent, wie der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, am
Donnerstag in Berlin mitteilte.

Münch wies allerdings auf die nur eingeschränkte Aussagekraft dieser
Zahlen hin, da erstens durch die reduzierte soziale Kontrolle in der
Zeit des Lockdowns ein Teil der Straftaten, die im privaten Bereich
begangen worden, womöglich unentdeckt blieb. Zweitens seien die
Auswirkungen des zweiten Lockdowns im Herbst 2020 wegen der
zeitlichen Verzögerung bei der statistischen Erfassung der Straftaten
in dieser Betrachtung noch nicht vollumfänglich enthalten.

«Ich befürchte eine ähnliche Entwicklung auch im weiteren Verlauf des

letzten Jahres, allerdings fehlen uns umfassende Opferstatistiken»,
sagte die Grünen-Innenpolitikerin Irene Mihalic. Ihre Fraktion habe
bereits konkrete Vorschläge zur «besseren Erfassung und Bekämpfung
von Hasskriminalität gegen Frauen» vorgelegt. «Wir müssen Frauen
wesentlich besser vor Partnerschaftsgewalt in all ihren Ausprägungen
schützen», fügte sie hinzu.

Für den Herbst 2021 haben die Sicherheitsbehörden ein umfassenderes
Lagebild zu häuslicher Gewalt und Partnerschaftsgewalt angekündigt.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik bildet Straftaten ab, die von der
Polizei bearbeitet worden sind. Deshalb - und weil Straftaten im
häuslichen Bereich oft nicht direkt nach der Tat zur Anzeige gebracht
werden - kommt es hier zu einer zeitlichen Verzögerung.