Woidke fordert Impfgipfel - Pläne zu mehr Rechten für Geimpfte

Die Brandenburger Landesregierung ist unzufrieden mit der
Impfstofflieferung, der Regierungschef fordert Gespräche mit dem
Bund. Das Land plant, wie Berlin Geimpften mehr Freiheiten
einzuräumen.

Potsdam (dpa) - Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD)
dringt in der Corona-Pandemie auf mehr Impfstoff und fordert einen
neuen Impfgipfel von Bund und Ländern. «Impfen ist der einzige Ausweg
aus der Pandemie und den Beschränkungen der Grundrechte. Wir brauchen
dringend mehr Impfstoff», sagte Woidke am Donnerstag der Deutschen
Presse-Agentur in Potsdam. «Der Bund ist in der Pflicht, die
Impfstoffversorgung sicherzustellen und für zuverlässige und planbare
Lieferung zu sorgen. Deshalb fordern wir dringend einen Impfgipfel
der Länder mit der Bundesregierung.» Im März hatten sich Bund und
Länder bereits auf einem Impfgipfel abgestimmt.

Unter 60-Jährige, die eine Erstimpfung mit Astrazeneca hatten, sollen
bei der zweiten Impfung nach Vereinbarung der Gesundheitsminister von
Bund und Ländern auf ein anderes Präparat umsteigen. Der Grund sind
Verdachtsfälle auf eine Hirnvenen-Thrombose nach der Impfung mit
Astrazeneca. Das hat in Brandenburg Folgen: Für die Impfzentren
werden vorerst keine neuen Termine für Erstimpfungen mit den
Impfstoffen von Biontech und Moderna vergeben. Denn für rund 60 000
Menschen müssen die notwendigen Zweitimpfungen, die ursprünglich mit
dem Präparat von Astrazeneca vorgesehen waren, neu geplant werden.

Bisher haben fast 450 000 Menschen in Brandenburg eine Erstimpfung
zum Schutz gegen das Coronavirus erhalten, fast 150 000 haben schon
eine Zweitimpfung, wie das Innenministerium mitteilte.

Nach Berlin will auch Brandenburg Bürgern, die zweimal gegen Corona
geimpft wurden, mehr Freiheiten gewähren. Das Gesundheitsministerium
bereite nach einer Empfehlung des Bundesgesundheitsministeriums eine
entsprechende Änderung der Corona-Eindämmungsverordnung vor, teilte
Ministeriumssprecher Gabriel Hesse am Donnerstag auf Anfrage mit.
Danach könnten vollständig Geimpfte ab dem 15. Tag nach der letzten
Impfung ohne negativen Schnelltest jene Angebote in Anspruch nehmen,
die bisher nur mit einem negativen Testergebnis genutzt werden
können. Das betrifft etwa den Einkauf in Geschäften oder körpernahe
Dienstleistungen. Wann das Kabinett dazu einen Beschluss fassen
werde, sei noch nicht bekannt.

Unterdessen will der Landkreis Märkisch-Oderland mit einer eigenen
Strategie das Impfen gegen Corona in der Region voranbringen.
Sprecher Thomas Behrendt bestätigte am Donnerstag, dass der Kreis
prüfen will, ob der Impfstoff Astrazeneca in Sonderaktionen an alle
Impfwilligen verabreicht werden kann. An festgelegten Tagen sollen
Menschen aus dem Kreis zum Impfen aufgefordert werden, man wolle dann
vor Ort in Impfstationen eine Priorisierung durchführen. Der Vorteil
sei, dass man die Menschen kenne; der Aufwand sei in kleineren Orten
nicht so hoch, schätzte Behrendt ein. Vorbild sei ein Landkreis in
Bayern, der zentrale Impftage für alle eingeführt habe.

Der Landrat des Kreises Märkisch-Oderland, Gernot Schmidt (SPD),
würde gern den russischen Corona-Impfstoff Sputnik V einsetzen und
hat dazu bereits mit der russischen Botschaft gesprochen, wie
Behrendt weiter berichtete. Noch gebe es keine konkreten Absprachen.

Bayern und Mecklenburg-Vorpommern hatten erklärt, dass sie sich
jeweils Impfdosen von Sputnik V für den Fall einer EU-Zulassung des
Wirkstoffs gesichert haben. Auch Brandenburgs Ministerpräsident
Dietmar Woidke (SPD) kann sich den Einsatz vorstellen.

In Brandenburg klettert die Zahl der Corona-Ansteckungen weiter in
die Höhe. 883 neue Infektionen innerhalb eines Tages wurden dem
Gesundheitsministerium am Donnerstag gemeldet, am Mittwoch waren es
569 neue bestätigte Fälle; vor einer Woche waren es 551.

In immer mehr Kreisen steigt die Zahl der Ansteckungen innerhalb
einer Woche je 100 000 Einwohner. Die Kreise Spree-Neiße (282,3),
Elbe-Elster (238,6) und Oder-Spree (233,2) sind Corona-Schwerpunkte
und liegen über dem Wert von 200. Landesweit stieg die
Sieben-Tage-Inzidenz auf 155,3 nach 143,6 am Mittwoch, wie das
Gesundheitsministerium am Donnerstag weiter mitteilte.