Europäer trinken weniger Alkohol - kaum Fortschritt in EU

Kopenhagen (dpa) - Der Alkoholkonsum in Europa ist zwischen 2010 und
2016 zurückgegangen, allerdings machen viele Teile des Kontinents in
der Hinsicht keine oder kaum Fortschritte. Wie aus einem am
Donnerstag veröffentlichten Bericht des Europa-Büros der
Weltgesundheitsorganisation WHO hervorgeht, konsumierten Europäer im
Alter von über 15 Jahren im Jahr 2016 durchschnittlich 9,8 Liter
reinen Alkohol. 2010 waren es demnach noch 11,2 Liter und damit rund
ein Achtel mehr. In Deutschland wurden 2016 mehr als 13 Liter purer
Alkohol pro Kopf getrunken - nur in der Republik Moldau, Litauen und
Tschechien war es damals eine noch höhere Menge.

«Die Botschaft insgesamt ist, dass der Fortschritt sehr uneinheitlich
ist», erklärte die Chefin der Abteilung für die Gesundheitsprogramme

der Mitgliedsländer, Nino Berdzuli, in dem umfassenden Bericht, der
den aktuellsten WHO-Status zum Alkoholkonsum, seinen Gefahren und
Gegenmaßnahmen darstellt. Während der Konsum und von ihm verursachte
Gesundheitsschäden im östlichen Teil der Region stark zurückgegangen

seien, sei der Verbrauch in der EU nahezu unverändert geblieben.

Europa bleibe weiter die Weltregion mit dem höchsten Pro-Kopf-Konsum
von Alkohol und dem höchsten Anteil an Alkoholtrinkern. Jeder zehnte
jährliche Todesfall in der Region lasse sich auf Alkohol
zurückführen. 2016 starben 2545 Menschen täglich und somit fast eine

Million in der Region an alkoholbedingten Ursachen.

Vorhersagen deuteten darauf hin, dass der Alkoholkonsum insgesamt in
den nächsten zehn Jahren relativ konstant bleiben werde, heißt es in
dem Bericht weiter. Es sei jedoch wahrscheinlich, dass die
Corona-Pandemie zumindest in der Gesamtbevölkerung für einen Rückgang

des Alkoholkonsums gesorgt habe.

Die WHO Europa zählt insgesamt mehr als 50 Länder zur europäischen

Region. Dazu gehören neben der Europäischen Union auch östlichere
Staaten wie Russland und die Ukraine. Die Werte aus dem Jahr 2016
sind laut WHO die aktuellsten, die sich umfassend vergleichen lassen.

Bereits am Dienstag hatte die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen
gemeldet, dass in Deutschland weiter deutlich mehr Alkohol getrunken
wird als im europäischen Durchschnitt. Exakte Mengenzahlen für das
Corona-Jahr 2020 gab es allerdings noch nicht. Wie das Statistische
Bundesamt Ende März mitgeteilt hatte, haben die Menschen in
Deutschland in der Corona-Krise weniger Alkohol getrunken als zuvor.
Als wesentlichen Grund für die Rückgänge sahen die Experten die
fehlenden Trinkgelegenheiten bei monatelang geschlossenen Gaststätten
und zahlreichen abgesagten Großveranstaltungen.