Wegen Corona: Hotelkette Maritim peilt «Notverkäufe» an

Bad Salzuflen (dpa) - Wegen knapper Kassen in der Coronakrise sieht
sich die Hotelkette Maritim gezwungen, sich von einem Teil ihrer
Standorte zu trennen. Man habe in Pandemiezeiten
einen Liquiditätsverlust von 140 Millionen Euro verkraften müssen
,
teilte das Unternehmen aus Bad Salzuflen in Nordrhein-Westfalen
auf Anfrage mit.

«Obwohl wir vor der Pandemie über hohe Liquiditätsreserven verfügt

haben, müssen wir nun über Hotel-Notverkäufe unser Überleben
sichern», erklärte die Inhaberin des Familienunternehmens, Monika
Gommolla. Einzelheiten zu diesen Verkäufen nannte sie nicht.

Das Unternehmen mit seinen weltweit rund 5000 Beschäftigten hat nach
eigenen Angaben 40 Hotels, 29 davon im Inland mit 3000 Beschäftigten.
«Die Maritim Hotelgruppe ist von der Pandemie extrem hart getroffen»,
sagte die Aufsichtsratsvorsitzende. «Bereits im vergangenen Jahr
schlug der erste Lockdown mit fast 90 Prozent Umsatzausfall zu
Buche.» Nach einer kurzen Erholungsphase im Sommer seien durch
Beherbergungsverbote touristischer Gäste seit November 2020 wieder
90-prozentige Umsatzausfälle an fast allen Maritim-Hotelstandorten zu
verzeichnen, sagte Gommolla.

Staatliche Hilfen seien nahezu ausgeblieben, es seien bisher nur
zwei Millionen Euro ausgezahlt worden. «Dies erweckt den Eindruck,
dass der größere Mittelstand in den betroffenen Branchen sich selbst
überlassen und so kaputt gemacht wird», sagte die Firmeninhaberin.
«Die Lage für die Hotellerie ist sehr ernst, so kann es nicht
weitergehen.» Auch für größere Unternehmen der Branche und
inhabergeführte Hotelgruppen wie Maritim müssten die staatlichen
Hilfen schnellstmöglich zur Auszahlung kommen.

Gommolla verwies auch auf einen personellen Aderlass als Krisenfolge.
Man verliere hochqualifierte Beschäftigte, die man selbst ausgebildet
habe - das Unternehmen habe bereits 2000 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter weniger als vor der Pandemie. Befristete Verträge wurden
notgedrungen nicht verlängert, Auszubildende nicht als
Festangestellte übernommen und Mitarbeiter, die über Monate in
Kurzarbeit waren, suchten sich Jobs in anderen Branchen. 2019 kam das
Unternehmen laut Bundesanzeiger in Deutschland auf einen Umsatz von
rund 426 Millionen Euro und auf einen Gewinn (Konzernergebnis) von 28
Millionen Euro. Zahlen zu 2020 wurden noch nicht publiziert.