Brandenburg plant vorerst keine neuen Erstimpftermine in Impfzentren

Wer unter 60 ist und eine Erstimpfung mit Astrazeneca hat, soll für
die Zweitimpfung einen anderen Impfstoff bekommen. Das hat Folgen:
60 000 Zweitimpfungen müssen neu geplant werden.

Potsdam (dpa/bb) - Wegen neuer Vorgaben für das Impfen mit
Astrazeneca soll es in Brandenburgs Impfzentren vorerst keine neuen
Termine für Corona-Erstimpfungen mit Biontech und Moderna geben. Das
kündigte Innenminister Michael Stübgen (CDU) am Mittwoch in einer
Sitzung des Gesundheits- und Innenausschusses des Landtags an. «Wir
werden keine Erstimpfungstermine mehr herausgeben, um wenigstens -
soweit es irgend geht - mit den vorhandenen Biontech- und
Moderna-Dosen die Kompensation der Zweitimpfungen zu Astrazeneca
durchhalten zu können», sagte Stübgen. Vereinbarte Termine blieben
bestehen.

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten sich darauf
geeinigt, dass unter 60-Jährige mit einer Astrazeneca-Erstimpfung bei
der Zweitimpfung auf ein anderes Präparat umsteigen sollen. Damit
folgen sie einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission. Der
Hintergrund sind Verdachtsfälle auf eine Hirnvenen-Thrombose nach der
Impfung mit Astrazeneca.

Nach Angaben des Ministeriums geht es um rund 60 000 Menschen, bei
denen Astrazeneca bei der Zweitimpfung ersetzt werden soll und deren
zweite Impfungen ab nächster Woche bis zur vorletzten Mai-Woche
anstehen. Hauptsächlich seien Ärzte, Pflegepersonal, Polizisten und
Mitarbeiter in gefährdeten Berufsgruppen betroffen. Das Ziel sei, die
notwendigen Zweitimpfungen abzusichern, weil die Geimpften sonst ihre
Immunisierung verlieren, sagte Stübgen. Er will vermeiden, dass
Termine für Erstimpfungen ausfallen, die gebucht sind. Das Aussetzen
von Terminen hatte im Januar für Kritik gesorgt.

Weil die Gesundheitsminister keinen zusätzlichen Impfstoff zur
Verfügung stellen, muss Brandenburg dem Ministerium zufolge in
anderen Bereichen Biontech und Moderna einsparen. Der Umstieg von
Astrazeneca betrifft in Brandenburg die Impfzentren, die das Land
organisiert. Der Impfstoff für Hausärzte wird über den Bund
organisiert.

Stübgen sagte, dazu komme, dass 6700 Impfdosen von Johnson & Johnson
zunächst nicht nach Brandenburg ausgeliefert würden. Wie beim
Impfstoff von Astrazeneca waren auch bei Johnson & Johnson spezielle
Thrombosen erfasst worden. Der Minister will trotz der Probleme am
ursprünglichen Ziel festhalten: «Wir wollen, dass bis Ende September
jeder Brandenburger ein Impfangebot bekommen hat.»

Die oppositionelle Linksfraktion im Landtag sprach von andauerndem
Chaos. «Der Erfolg der Impfkampagne steht in Frage», teilte
Gesundheitspolitiker Ronny Kretschmer mit.

In Brandenburg haben laut Innenministerium bisher rund 429 000
Menschen eine erste Corona-Impfung erhalten. Das entspricht nach
Angaben des Robert Koch-Instituts 17 Prozent der Bevölkerung, das
Land liegt damit im Ländervergleich im Mittelfeld. Fast 145 000
Brandenburgerinnen und Brandenburger sind vollständig geimpft und
haben eine zweite Impfung. Das sind 5,7 Prozent der Bevölkerung.

Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) ließ sich in seinem Wohnort
Berlin impfen. «Ich konnte ein Angebot in Berlin über Ostern nutzen,
wo 60- bis 69-jährige Männer vorzeitig einen Impftermin erhalten
konnten, wenn sie sich mit Astrazeneca impfen lassen wollten»,
schrieb er bei Twitter. «Ich habe mich sehr bewusst dafür
entschieden! Nebenwirkungen = null!»

In Brandenburg stieg die Zahl der Corona-Infektionen deutlich.
Innerhalb eines Tages meldeten die Gesundheitsämter am Mittwoch 569
neue bestätigte Fälle nach 179 neuen Fällen am Dienstag.

Die Zahl der Sterbefälle in Brandenburg im Zusammenhang mit einer
Covid-Erkrankung ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums in der
zweiten Corona-Welle deutlich gestiegen. Bis Ende Dezember wurden aus
den Pflegeheimen dem Ministerium zufolge 398 Sterbefälle im
Zusammenhang mit einer Covid-Erkrankung gemeldet (Stand 18.12.2020),
Mitte April waren es 1528 Sterbefälle (Stand 14.4. 2021). Aktuell
liegt die Sterblichkeitsrate in Brandenburg demnach bei 3,63 Prozent,
deutschlandweit bei 2,59 Prozent.