GEW und Kinderschutzbund kritisieren Testpflicht an Berliner Schulen

Ab Montag gilt eine Corona-Testpflicht für Berliner Schulen. Die
Kritik daran wird lauter. Die einen sehen Kinderrechte verletzt, die
anderen fordern zusätzliches Personal.

Berlin (dpa/bb) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
hat die Corona-Testpflicht für Berliner Schulen kritisiert. Danach
müssen ab Montag Schülerinnen und Schüler zweimal pro Woche in der
Schule einen Corona-Selbsttest machen. Klare Vorgaben dazu gebe es
noch nicht, bemängelte der Vorsitzende der GEW Berlin, Tom Erdmann,
am Mittwoch. «Das verunsichert in dieser angespannten Situation die
Kolleginnen und Kollegen zusätzlich.»

Die GEW begrüße die verpflichtenden Tests prinzipiell, halte aber
unterstützende Maßnahmen für notwendig. «Gerade Grundschulkinder
brauchen bei der Durchführung der Tests viel Hilfe. Es fängt beim
Öffnen der Stäbchentasche und der Selbsttests und beim Verschließen
der Röhren an», erklärte Erdmann. Oft müssten die Test-Kits außer
dem
noch umgepackt werden, weil Komponenten nicht zueinander passten.

Der Hinweis auf Österreich laufe ins Leere. «Viele Schulen dort haben
eigenes medizinisches Personal, das bei der Durchführung der Tests
unterstützen kann», sagte Erdmann. «Gerade bei jüngeren Schülerin
nen
und Schülern ist das notwendig.» Die Berliner GEW fordere deshalb
unterstützendes Personal an allen Berliner Schulen.

Außerdem müssten Schulen auch alternative Möglichkeiten zur Kontrolle

der Testpflicht anwenden können, so die Gewerkschaft. Beim Betreten
der Gebäude könnten zum Beispiel die zu Hause verwendeten negativen
Teststreifen vorgezeigt und gegen neue Tests für den nächsten Tag
eingetauscht werden.

Kritik an der Testpflicht kam auch vom Kinderschutzbund Berlin
«Grundsätzlich ist die Testpflicht für Kinder an Berliner Schulen zu

begrüßen», teilte Christian Neumann von dem Verband am Mittwoch mit.

Das Testkonzept sei jedoch nicht durchdacht und lasse viele Fragen
unbeantwortet.

So sei beispielsweise fraglich, wie Kinder bei einem positiven
Testergebnis betreut werden sollen. «Kinder haben Ängste und sind bei
einem positiven Testergebnis im Klassenraum großer Scham ausgesetzt»,
sagte Neumann. Dem Schulpersonal sollte das Testergebnis vertraulich
und mündlich mitgeteilt werden, das gleiche Recht hätten auch Kinder
und Jugendliche.

Außerdem werde die ohnehin kurze Unterrichtszeit durch die Tests in
der Schule weiter verkürzt. Es sei stattdessen sinnvoll, die
Schülerinnen und Schüler vor dem Betreten der Schule zu testen.
Sollte es Tests in der Schule geben, müssten separate Räumlichkeiten,
der Schutz der Privatsphäre und enge pädagogische Begleitung
gewährleistet sein, forderte der Kinderschutzbund.