Studie: Corona-Dunkelziffer in Tirschenreuth 2020 bei 80 Prozent

Vergangenes Jahr war der oberpfälzische Landkreis Tirschenreuth
zeitweise der größte Corona-Hotspot Deutschlands. Nun haben Fachleute
Zwischenergebnisse einer Studie vorgelegt, die sich unter anderem mit
der Dunkelziffer der Sars-CoV-2-Infizierten in der Region befasst.

Tirschenreuth (dpa/lby) - Die Dunkelziffer der Sars-CoV-2-Infizierten
im Landkreis Tirschenreuth lag in der ersten Jahreshälfte 2020 bei 80
Prozent - zu diesem Ergebnis kommt eine wissenschaftliche Studie, die
im Frühjahr 2020 im damaligen Corona-Hotspot Tirschenreuth gestartet
worden war. Demnach kamen auf eine Person, bei der eine Infektion
mittels Test registriert worden war, vier Personen, die Antikörper
aufwiesen und somit infiziert waren, ohne es gewusst zu haben.

Den Berechnungen nach hatten bis Juni 2020 8,6 Prozent der
Bevölkerung im Landkreis Tirschenreuth eine Sars-CoV-2-Infektion
durchlaufen. Am höchsten war die Dunkelziffer mit 92 Prozent
unentdeckter Infektionen in der Altersgruppe der 14- bis 20-Jährigen.
Bei den Menschen ab 85 Jahren lag sie bei 41 Prozent.

2,5 Prozent der Infizierten starben zwischen Februar und Juni 2020 an
oder mit einer Covid-19-Erkrankung. 0,5 Prozent der Verstorbenen
waren jünger als 60 Jahre, 14 Prozent stammten aus der Altersgruppe
der 70- bis 79-Jährigen. 45 Prozent der Verstorbenen lebten in
Senioren- und Pflegeheimen.

Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass sowohl Alter als auch
Betreuungssituation Einfluss auf die Sterberate im Zusammenhang mit
einer Corona-Infektion hatten und die Dunkelziffer unter jüngeren
Menschen besonders hoch war. Das stütze die aktuelle Teststrategie,
die Jugendliche einbezieht, sowie die bevorzugte Impfung von Menschen
ab 70 Jahren und von Personal in Pflege- und Heilberufen.

Per Zufallsprinzip waren für die Studie 6600 Menschen ab 14 Jahren
ausgewählt und um Teilnahme gebeten worden, 4200 von ihnen (64
Prozent) hätten mitgemacht, teilten die Studienleiter am Mittwoch
mit. In Auftrag gegeben hatte die Studie im vergangenen April das
bayerische Wissenschaftsministerium, durchgeführt wird sie von
Fachleuten der Universitätskliniken Regensburg und Erlangen. Die
Studie läuft noch, weitere Ergebnisse sollen folgen.

Den Angaben nach war Tirschenreuth bis Herbst 2020 bei mehr als 1500
registrierten Infektionen pro 100 000 Einwohnern der am stärksten von
Corona betroffene Landkreis in Deutschland. Am Mittwoch war
Tirschenreuth nach Zahlen des Robert Koch-Institutes (RKI) mit 94,4
der Landkreis mit der zweitniedrigsten Inzidenz in Bayern. Lediglich
der Landkreis Miltenberg hatte mit 76,1 eine niedrigere Inzidenz.