Digitaler Impfpass soll noch vor den Sommerferien kommen

Menschen, die gegen Corona geimpft wurden, sollen so behandelt
werden, als hätten sie gerade einen negativen Coronatest vorgelegt.
Eine App soll dazu beitragen, dass sich die Geimpften schnell
ausweisen können, um bestimmte Grundrechte wieder ausüben zu können.


Berlin/Brüssel (dpa) - Die Menschen in Deutschland sollen noch vor
den Sommerferien in die Lage versetzt werden, einen vollständigen
Impfschutz unkompliziert durch eine Smartphone-App nachzuweisen. Das
verlautete am Mittwoch aus Regierungskreisen. Die digitale
Bescheinigung soll den Betroffenen die Möglichkeit geben, schnell und
fälschungssicher nachzuweisen, dass sie vollständig geimpft sind und
deshalb wieder bestimmte Grundrechte in Anspruch nehmen zu können,
etwa bei Urlaubsreisen.

Die Zertifikate sollen dabei nicht zentral auf einem Server
gespeichert werden, sondern jeweils auf dem Smartphone der Anwender.
Menschen, die kein Smartphone besitzen, erhalten zusätzlich zu dem
Eintrag im analogen gelben Impfpass einen Ausdruck der digital
einlesbaren Impfbescheinigung als QR-Code auf Papier. Auch bei einem
Verlust oder Wechsel des Smartphones kann das Zertifikat über den
ausgedruckten QR-Code erneut ins Handy eingelesen werden.

Die digitalen Impfbescheinigungen sollen in den Impfzentren und
Arztpraxen ausgestellt werden. Derzeit sucht die Bundesregierung noch
nach einem Verfahren, wie bereits vollständig Geimpfte ihre
Bescheinigung nachträglich erhalten können. In der Bundesregierung
wird zudem noch diskutiert, ob auch überstandene Corona-Infektionen
wie ein vollständiger Impfschutz gewertet werden. Dabei sei man noch
auf Forschungserebnisse angewiesen, hieß es.

Wie bereits zuvor im Amtsblatt der Europäischen Union zu lesen war,
wird der digitale Impfpass in Deutschland unter der Führung des
amerikanischen Technologiekonzerns IBM entstehen. Beteiligt sind auch
das Kölner Start-up Ubirch, der schwäbische IT-Dienstleister Bechtle
und Govdigital, ein genossenschaftlicher Zusammenschluss von zehn
IT-Dienstleistern der öffentlichen Hand.

Ähnlich wie bei der offiziellen Corona-Warn-App des Bundes soll die
Entwicklung des Systems als Open-Source-Projekt programmiert und
transparent gemacht werden. Der Impfnachweis soll dann entweder in
der Corona-Warn-App oder einer separaten Anwendung hinterlegt werden,
die von der IBM programmiert wird.

Entgegen den ursprünglich diskutierten Konzepten soll bei der Lösung
nicht auf die Verschlüsselungstechnik von so genannten Blockchains
gesetzt werden, sondern auf traditionelle Verschlüsselungstechnik.

Der deutsche Impfpass soll kompatibel sein mit dem Covid-Zertifikat,
an dem im Moment auf EU-Ebene gearbeitet wird. Die EU-Staaten hatten
dazu am Mittwoch ihre Position für die Verhandlungen mit dem
Europaparlament festgelegt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus
Diplomatenkreisen erfuhrt. Das Dokument soll Impfungen, Ergebnisse
zugelassener Tests und Informationen zu überstandenen Infektionen
festhalten und EU-weit anerkannt werden. Vor allem Urlaubsländer wie
Griechenland oder Spanien, deren Wirtschaft stark vom Tourismus
abhängt, hatten sich dafür eingesetzt.

Das Zertifikat soll kostenfrei ausgestellt werden, wie aus der
Position der EU-Staaten hervorgeht. Welche Vorteile - etwa
Quarantäne-Befreiung - die EU-Staaten gewähren, sollen die Länder
selbst entscheiden können. Die jeweiligen Länder sollen zudem selbst
festlegen, ob sie auch Impfungen mit Präparaten anerkennen, die nur
in bestimmten Ländern, aber nicht in der gesamten EU zugelassen sind
- beispielsweise das russische Sputnik V. Die Regeln sollen zunächst
für zwölf Monate gelten. Das Europaparlament könnte Ende des Monats
seine Position festlegen, anschließend dürften die Verhandlungen mit
den EU-Staaten beginnen.