«In den Betrieben gut eingespielt» - Corona-Tests am Arbeitsplatz

Unternehmen in Deutschland sind künftig dazu verpflichtet,
Beschäftigten Corona-Tests anzubieten. Sachsen sieht sich bundesweit
als «Vorreiter» - denn im Freistaat gilt die Regelung längst. Wie
läuft die Umsetzung?

Dresden/Glashütte (dpa/sn) - Corona-Tests am Arbeitsplatz - für den
Uhrenhersteller Nomos aus Glashütte (Landkreis Sächsische
Schweiz-Osterzgebirge) gehören sie längst zum Alltag. «Testen schüt
zt
unsere Beschäftigten, hält den Betrieb offen und sorgt dafür, dass
wir Uhren liefern können», sagt Judith Borowski, Mitglied der
Geschäftsführung. Seit Mitte März bietet das Unternehmen Schnell- und

Selbsttests für seine knapp 200 Mitarbeiter an. Mindestens einmal pro
Woche, vor Meetings oder Gruppenarbeiten auch mehr. Das Handwerk etwa
mit Uhr- und Werkzeugmachern könne man nicht ins Homeoffice verlegen.
Die Tests seien ein wichtiger Baustein, um die Mitarbeiter vor einer
Ansteckung zu schützen.

Das Angebot wird gut angenommen. Schätzungen zufolge sind bisher
zwischen 500 und 700 Tests verbraucht worden. Bei Kosten von 7,50
Euro pro Test kämen zwar einige zusätzliche Ausgaben für die
Uhrenmanufaktur zusammen. «Dass wir als Unternehmen unseren Beitrag
im Kampf gegen Covid-19 leisten, finden wir selbstverständlich», sagt
aber Borowski. Um die Schnelltests sicher durchzuführen, hat Nomos
mehrere Mitarbeiter beim Deutschen Roten Kreuz ausbilden lassen.

Corona-Testangebote für Beschäftigte sollen künftig für Unternehmen

in ganz Deutschland verpflichtend sein. Das Bundeskabinett beschloss
am Dienstag eine entsprechende Verordnung zum Arbeitsschutz. Demnach
müssen Betriebe ihren Beschäftigten einmal pro Woche ein Testangebot
machen, in Ausnahmefällen sind zwei Tests pro Woche vorgesehen.
Möglich sind Schnelltests, PCR-Tests und auch Selbsttests. Die
Verordnung soll kommende Woche in Kraft treten. Für die Kosten müssen
die Firmen selbst aufkommen.

Für Firmen im Freistaat ändert sich nach Angaben des
Gesundheitsministeriums damit aber nichts. In Sachsen sind die
Arbeitgeber schon seit Mitte März verpflichtet, regelmäßig
Corona-Tests für Mitarbeiter mit Kundenkontakt oder diejenigen, die
im Büro arbeiten, anzubieten. Mittlerweile müssen sich Beschäftigte
und Selbstständige mit direktem Kundenkontakt zweimal pro Woche
testen lassen. «Wir sind bundesweit Vorreiter gewesen», so
Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD). Man habe im Freistaat gute
Erfahrung gemacht, die meisten Firmen hielten sich daran. Durch die
Tests könnten viele Fälle früh erkannt werden. Zugleich appelliert
Köpping an Firmen, flächendeckend zu testen.

Laut Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden haben sich die Tests
in Betrieben nach Startschwierigkeiten gut eingespielt. Vor allem
seitdem die Selbsttests zugelassen seien, gebe es weniger «Druck auf
dem Kessel», so IHK-Sprecher Lars Fiehler. Gerade zu Beginn hätten
mangelnde Verfügbarkeit und höhere Kosten für Schnelltests vielen
Firmen zu schaffen gemacht. Gleichwohl stellten auch die Selbsttests
für die Firmen zusätzliche Ausgaben dar. «Und das in einer ohnehin
schwierigen Zeit.»

Mittlerweile seien mehr als 100 Unternehmen aufgeführt, die die
einfacher zu handhabenden Selbsttests anbieten. Ob sich die
bundesweite Angebotspflicht für Firmen nun zu einer steigenden
Nachfrage und damit einer Knappheit sorge, bleibe abzuwarten, sagt
Fiehler. Die Nachfrage bei den Beschäftigten ist laut IHK groß. Viele

Mitarbeiter nutzten den negativen Test auch für einen Gang zum
Friseur oder einem Einkaufstermin. Für viele Angebote brauchen Kunden
in Sachsen derzeit ohnehin einen Negativtest.