Sehbehinderte können Luca-App nicht nutzen - Entwickler bessern nach

Bei einer Corona-Infektion leichter Kontakte nachverfolgen: Das soll
die Luca-App nach dem Willen der Staatsregierung auch in Bayern
ermöglichen. Doch die Anwendung ist nicht barrierefrei. Die
Entwickler kündigen Verbesserungen an.

München (dpa/lby) - Der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund
(BBSB) hat kritisiert, dass die Luca-App zur
Corona-Kontaktnachverfolgung nicht barrierefrei ist. Ohne Assistenz
könnten Sehbehinderte die Anwendung derzeit nicht nutzen, sagte der
Landesgeschäftsführer Verbands- und Sozialpolitik des BBSB, Steffen
Erzgraber. «Assistenz bedeutet aber einen weiteren Kontakt, zu dessen
Vermeidung die App eigentlich eingesetzt werden soll.»

Nach Angaben des BBSB können blinde Nutzer die App auf Apple-Geräte
n
gar nicht selbst einrichten, weil sie mit der Vorlesefunktion die
Datenschutzbestimmungen nicht akzeptieren können. Auch bei der
Version für Android-Betriebssysteme gebe es Probleme, sagte
Erzgraber.  

Ein Sprecher des bayerischen Digitalministeriums sagte, man sei sich
bewusst, dass die App in Sachen Barrierefreiheit «punktuelle
Nachbesserungserfordernisse» habe. Bei der Auswahl dieses Instruments
zur Kontaktnachverfolgung sei vor allem wichtig gewesen, dass die
Anwendung den «Erfordernissen effektiver Pandemiebekämpfung gerecht
werden musste». Das Ministerium gehe davon aus, dass die Entwickler
die App verbessern.

Die Entwicklerfirma der Luca-App, die culture4life GmbH, teilte mit,
die ersten Beschränkungen für Sehbehinderte seien bereits behoben
worden. «Ehrlich gesagt hatten wir das am Anfang nicht auf dem
Schirm», sagte ein Sprecher. «Da stand die Arbeit am System im
Vordergrund.» Nun stehe man aber im Austausch mit
Sehbehinderten-Verbänden, um die App barrierefrei zu machen. 

«Wir gehen davon aus, dass bis Mitte nächsten Monats barrierefreie
Versionen verfügbar sind», sagte der Sprecher. Das genaue Datum hänge

auch von der Dauer der Prüfung durch die Store-Betreiber ab.

Die Luca-App ist eine Art virtuelle Visitenkarte: Nutzer müssen
zunächst ihre Kontaktdaten eingeben, das Programm verschlüsselt die
Informationen dann und generiert wechselnde QR-Codes. Mit den Codes
können sich die Nutzer in Restaurants, Kinos oder anderen Orten
anmelden. Dies ersetzt das Eintragen in eine Liste.

Tritt im Umfeld des besuchten Ortes eine Infektion auf, kann das
Gesundheitsamt die gefährdeten Besucher über die App ermitteln. Dav
on
verspricht sich die Landesregierung eine schnellere und effektivere
Nachverfolgung der Risikokontakte.