Viele Neuinfektionen in Rostock - aber kein diffuses Geschehen

Monatelang konnte die Hansestadt Rostock niedrige Infektionszahlen
vorweisen. Doch diese Zeiten sind vorbei.

Rostock (dpa/mv) - In Rostock ist die Zahl der Neuinfektionen mit dem
Coronavirus in den vergangenen Tagen stark gestiegen. Noch am
21. März hatte die Sieben-Tage-Inzidenz bei nur 22,0 Neuinfektionen
pro 100 000 Einwohnern gelegen - am Montag war sie nach Angaben des
Landesamts für Gesundheit und Soziales (Lagus) bei 108,0 angelangt
und hatte damit erstmals den kritischen Wert von 100 überschritten.

«Die dritte Welle ist übergeschwappt nach Rostock», sagte der
Tropenmediziner Emil Reisinger am Dienstag. Er rechnet in den
kommenden Tagen mit weiter steigenden Zahlen. Für ihn sind
Ausgangsbeschränkungen ein gutes Instrument, um die Zahl der
Neuinfektionen zu senken. «So werden wir die dritte Welle etwas
bremsen können.»

Reisinger sieht die privaten Bereiche als Treiber der Infektionen.
Studien zufolge haben die Kontakte innerhalb des eigenen Haushaltes
und gegenseitige Privatbesuche einen hohen Anteil an der Gesamtzahl
der Neuinfektionen. Wesentlicher geringer seien die Kontakte bei der
Arbeit und in der Schule zu bewerten.

Wie Stadtsprecher Ulrich Kunze am Dienstag sagte, kann das
Gesundheitsamt die Übertragungswege noch weitgehend nachvollziehen,
es gebe kein diffuses Infektionsgeschehen. «Wir haben keine großen
Cluster.» Insbesondere Kinder, die keine Krankheitssymptome zeigten,
schienen als Überträger des Virus in Frage zu kommen. Die hohe
Inzidenz sei auch auf Nachmeldungen aus der vergangenen Woche
zurückzuführen. Da habe es vergleichsweise viele unklare, etwa sehr
schwach positive Testergebnisse gegeben, die laut Kunze Nachtestungen
erforderlich machten.

Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) hatte bereits am
Montag gesagt, dass er das Rostocker Pilotprojekt zur Lockerung von
Kontaktbeschränkungen weitergehen wolle. «Wir können aber nicht
ignorieren, dass auch in unserer Stadt die Infektionszahlen steigen
und die Auslastung der Kliniken und Intensivbetten zunimmt.» Kunze
zufolge ist angesichts der Entscheidung der Bundesregierung zur
Umsetzung der Corona-Notbremse von Dienstag noch kein weitergehender
Beschluss für die Hansestadt gefallen.