Österreichs Gesundheitsminister tritt aus gesundheitlichen Gründen ab

Wien (dpa) - Österreichs Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne)
hat aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt erklärt. Er habe
vor einer Woche einen zweiten Kreislaufkollaps erlitten, sagte der
60-Jährige am Dienstag in Wien. «Ich habe gemerkt, da muss ich jetzt

für mich eine Notbremse ziehen.» Das Land brauche in dieser Phase
einen absolut fitten Gesundheitsminister.

Anschober leitete seit dem Start der Regierung aus konservativer ÖVP
und Grünen im Januar 2020 das Gesundheitsressort, das in der Pandemie
zum Schlüsselressort wurde. Er habe seit 14 Monaten praktisch
durchgearbeitet. Anschober hatte in den Jahren als Landesminister in
Oberösterreich einen Burnout erlitten. 

Im Sommer 2020 war er durch sein sachliches Auftreten zeitweise so
populär, dass er Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in einem Politbarometer
vom Spitzenplatz in der Beliebtheitsskala der
Bundespolitiker verdrängte. «Einer meiner Vorzüge ist es, dass ic
h in
Krisensituationen tatsächlich sehr ruhig werde», sagte Anschober
einmal. 

Auf sein Konto gingen aber auch zahlreiche fachliche Fehler bei der
Flut von Verordnungen, die sein Haus in der Pandemie erließ. Zuletzt
wurden ihm auch Probleme beim Impfstart und Kommunikationspannen
angekreidet. Ein Spitzenbeamter aus seinem Ressort soll ihn nicht
über die Möglichkeit weiterer Bestellungen von Impfdosen informiert
haben. Das führte zu einem offenen Konflikt mit Kurz.  

Durch den Schritt Anschobers muss Kurz zum zweiten Mal ein
Regierungsmitglied auswechseln. Im Januar war Familien- und
Arbeitsministerin Christine Aschbacher nach Plagiatsvorwürfen rund um
ihre Magisterarbeit und Dissertation zurückgetreten.