Indien lässt Sputnik V zu

Neu Delhi (dpa) - Die indische Arzneimittelzulassungsbehörde hat dem
russischen Impfstoff Sputnik V eine Notzulassung erteilt. Das gab der
staatliche russische Direktinvestmentfonds RDIF, der das Vakzin im
Ausland vermarktet, in der Nacht zum Dienstag bekannt. Indische
Pharmafirmen sollen den Impfstoff selbst in Massenproduktion
herstellen. Es werde so mit mehr als 850 Millionen Dosen im Jahr
gerechnet.

Indien erteilte die Zulassung, nachdem es diese Woche in absoluten
Zahlen das nach den USA am meisten von Corona betroffene Land
geworden war und Brasilien überholt hatte. Insgesamt gibt es in der
größten Demokratie der Welt mit ihren mehr als 1,3 Milliarden
Einwohnerinnen und Einwohnern mehr als 13,6 Millionen bekannte
Infektionen, davon knapp 162 000 in den vergangen 24 Stunden.

Die erfassten Fälle nehmen in dem Land seit Wochen immer stärker zu -
es gibt große religiöse Feste und Wahlkampfveranstaltungen ohne
Masken und Abstand. In besonders betroffenen Regionen gibt es
Berichte, wonach in Krankenhäusern die Betten knapp werden und einige
Impfzentren schließen mussten, weil ihnen der Impfstoff ausgegangen
war.

Gleichzeitig stellt Indien bereits zwei andere Impfstoffe in
Massenproduktion her - AstraZeneca und einen einheimisch
entwickelten. Davon hat das Land nach eigenen Angaben insgesamt mehr
als 108 Millionen Dosen verimpft. Weitere 65 Millionen Dosen seien
ins Ausland exportiert worden. Das Land ist als Apotheke der Welt
bekannt und sollte besonders arme Länder mit Corona-Impfstoff
beliefern. Aber seit der immer rascheren Pandemieverbreitung hat
Indien seinen Impfstoffexport stark eingeschränkt.

Indien ist das bevölkerungsreichste Land, das Sputnik V zugelassen
hat. Insgesamt haben dies dem staatlichen russischen
Direktinvestmentfonds RDIF zufolge 60 Länder mit drei Milliarden
Menschen getan. Auch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) prüft
derzeit einen Antrag auf Zulassung von Sputnik V in der EU.

Derzeit halten sich russischen Medienberichten zufolge EMA-Experten
in Moskau auf. Auch Deutschland führt Gespräche über mögliche
Lieferungen des Vakzins. Nach späten Studien, die im Fachjournal «The
Lancet» publiziert worden sind, ist der russische Impfstoff zu 91,6
Prozent wirksam.