Grundschulen wieder offen - Schülerrat fordert bessere Kommunikation

Grundschüler können ab heute wieder in die Schule - Präsenzpflicht im

Rahmen des Wechselmodells zwischen Zuhause und Schule gilt aber erst
kommende Woche mit einer Corona-Testpflicht. Dem Landesschülerrat
bemängelt unzureichende Kommunikation durch das Bildungsministerium.

Potsdam (dpa/bb) - Seit diesem Montag lernen Schülerinnen und Schüler
der Grundschulen in Brandenburg wieder im Wechselunterricht zwischen
Schule und Zuhause. Die Präsenzpflicht bleibt nach Angaben des
Bildungsministeriums weiter ausgesetzt, sie soll dann ab der
kommenden Woche im Rahmen des Wechselmodells gelten.
Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) hat die Eltern am Montag
darüber in einem Brief informiert, der auf der Internetseite des
Ministeriums nachzulesen ist. Schülerinnen und Schüler müssen sich
demnach ab 19. April zweimal wöchentlich testen lassen, um am
Unterricht teilnehmen zu dürfen. Die Bildungsministerin hält die
Schulen damit für sicher. Tests seien ausreichend vorhanden. Mit der
Testpflicht blieben die Hygieneregeln - etwa Abstandsgebot und Maske
tragen - bestehen. «Es ist kein Test mit dem man sich irgendwie
freitestet», hatte Ernst im Gesundheitsausschuss betont.

Das Wechselmodell gilt auch für Abschlussklassen. Förderschulen mit
Schwerpunkt geistige Entwicklung bleiben geöffnet. Eltern sollen in
Abstimmung mit der Schulleitung selber über den Schulbesuch
entscheiden, wie es vom Ministerium weiter hieß. Weiterführende
Schulen sind dagegen vorerst wieder geschlossen. Schülerinnen und
Schüler von Oberschulen, Gesamtschulen und Gymnasien müssen zum
Schutz vor dem Coronavirus zuhause lernen. «Mir ist bewusst, dass
diese Veränderung für viele Familien und Schülerinnen und Schüler
einen massiven Eingriff darstellt, der kurzfristige Umplanungen zur
Folge hat», schrieb die Bildungsministerin. Sie bat um Verständnis
und verwies gleichzeitig auf die Entwicklung des Infektionsgeschehens
in den vergangenen Tagen.

Kritik kommt vom Landesschülerrat, der die Kommunikation des
Bildungsministeriums bei der Öffnungsstrategie für die Schulen
kritisiert. «Derzeit passieren sehr viele Dinge adhoc und oftmals
ungeplant, wie es scheint», sagte die Vorsitzende Katharina Swinka
der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Es fehle Planungssicherheit
für die Schulen und die Lernenden. Die Kommunikation mit den Schulen
habe viel zu spät stattgefunden, befand sie.

Der Landesschülerrat war nach eigenen Angaben an der Corona-
Teststrategie für die Schulen mitbeteiligt gewesen. Zuhause zu testen
sei flexibler, da Brandenburg ein Flächenland sei und nicht alle
Schüler schnell zu ihrer Schule kämen, erläuterte Swinka.

Zum Distanzunterricht für die weiterführenden Schulen sieht Swinka,
die Schülerin der 12. Klasse einer Gesamtschule in Potsdam ist,
derzeit keine Alternative. Es gebe in den oberen Klassen mehr
Corona-Infektionen als an den Grundschulen. Die Erfahrungen der
letzten Monate hätten auch gezeigt, dass die Umsetzung des
Präsenzunterrichts an den weiterführenden Schulen etwa mit
Klassenteilungen «unglaublich schwierig» war. Der Landeselternrat
hingegen hält nach Worten des Sprechers, René Mertens, mit Hilfe
einer Corona-Testpflicht auch die Öffnung der weiterführenden Schulen
in Brandenburg für möglich.

Unterdessen nimmt die Zahl der Ansteckungen mit dem Coronavirus
innerhalb von 7 Tagen je 100 000 Einwohner weiter zu. Nach Angaben
des Gesundheitsministeriums in Potsdam stieg die Sieben-Tage-Inzidenz
von 119 am Sonntag auf rund 125 am Montag. Am Samstag hatte der Wert
bei 111 gelegen, vor einer Woche bei rund 135.

Mit Spree-Neiße überschritt nach Elbe-Elster der zweite Landkreis
erneut die Marke von 200 pro 100 000 Einwohner. Der Wert lag dort am
Montag bei rund 208. Corona-Hot-Spot bleibt der Kreis Elbe-Elster mit
einem Wert von 218, dahinter folgt Cottbus (190,6). 4 Kreise und die
Landeshauptstadt Potsdam liegen derzeit unter der 100-ter Marke.

Im Landkreis Potsdam-Mittelmark ist die Corona-Notbremse automatisch
wieder beendet. Weil es in der vergangenen Woche an 3 Tagen
hintereinander weniger als 100 neue Infektionen pro 100 000 Einwohner
in einer Woche gab, traten die Lockerungen von März wieder in Kraft.
Damit dürfen sich im Freien wieder 2 Haushalte, aber höchstens 5
Menschen treffen, Kinder bis 14 Jahren sind ausgenommen. Der Kreis
Barnim stellte ab Dienstag Lockerungen in Aussicht, auch in Potsdam
kann dies in einigen Tagen der Fall sein.

In Brandenburg haben mit Stand Sonntag 408 316 Menschen eine erste
Impfung erhalten, 135 922 Menschen sind bereits zum zweiten Mal
geimpft. Fast 40 000 Impfungen wurden dabei in den Impfzentren
verabreicht, Arztpraxen führten rund 30 000 Impfungen durch. Die
mobilen Impfteams verabreichten rund 8000 Impfungen, die Kliniken
rund 4500. Brandenburg liegt bei den Erstimpfungen bundesweit im
vorderen Mittelfeld, bei den Zweitimpfungen dagegen weiter hinten.