Alle Hamburger ab 70 Jahre zur Corona-Schutzimpfung aufgerufen

Hamburg kommt bei den Corona-Schutzimpfungen voran. Inzwischen sind
alle Menschen ab 70 Jahre aufgerufen, sich im Impfzentrum einen
Termin zu holen. Bürgermeister Tschentscher hofft derweil weiter auf
bundesweit einheitliche Corona-Schutzmaßnahmen.

Hamburg (dpa/lno) - Alle Hamburgerinnen und Hamburger ab 70 Jahren
können sich ab sofort in der Hansestadt gegen das Coronavirus impfen
lassen. Unabhängig vom Alter seien zudem Kontaktpersonen von
Schwangeren und Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen
impfberechtigt, teilte Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) am
Montag mit. Zum Brechen der dritten Welle in der Corona-Pandemie und
angesichts einer wieder steigender Inzidenz setzt Hamburg weiter auf
bundesweit einheitliche Regeln und damit auf eine Neufassung des
Infektionsschutzgesetzes. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD)
hatte bereits am Sonntag gesagt: «Je schneller jetzt Einheitlichkeit
in Deutschland hergestellt wird, umso besser ist es.»

Die Bundesregierung will die Neuregelung bereits am Dienstag
beschließen und einheitliche Regeln für Regionen mit hohen
Corona-Zahlen festschreiben. Vorgeschlagen ist, bei einer
Sieben-Tage-Inzidenz von 100 oder mehr pro 100 000 Einwohner und
Woche nur noch private Treffen eines Haushaltes mit einer weiteren
Person zuzulassen - ohne Kinder insgesamt maximal fünf Personen.
Vorgesehen sind zudem Ausgangsbeschränkungen von 21.00 Uhr bis 5.00
Uhr mit wenigen Ausnahmen - ein Vorgehen, das in Hamburg bereits
gilt. Erst ab einer Inzidenz von 200 sollen die Schulen schließen. Um
das Vorhaben schneller als üblich durch Bundestag und Bundesrat zu
bringen, müsste es mit einer Zweidrittelmehrheit beschlossen werden -
und damit auch von der Opposition gutgeheißen werden.

In Hamburg bemühen sich die Behörden derweil um ein möglichst hohes
Impftempo. «Wir sind in einem Wettlauf, Impfen gegen die
Virus-Infektionen», sagte Leonhard. Es sei von enormer Bedeutung,
«dass wir mit dem Impfen schnell vorankommen». Die Senatorin rief
alle Impfberechtigten auf, sich möglichst rasch telefonisch unter 116
117 oder online unter www.impfterminservice.de im Impfzentrum in den
Messehallen einen Termin zu holen. Für diese Woche wurden 26 000
zusätzliche Termine in das System eingestellt, für die nächste Woche

weitere 35 000. Alle sollen noch im laufenden Monat stattfinden.

CDU-Fraktionschef Dennis Thering kritisierte unterdessen, dass die
Sozialbehörde Senioren die bislang kostenfreie Beförderung zum ersten
Impftermin gestrichen habe. «Die Übernahme der Fahrtkosten ist für
viele Menschen dieser Stadt essenziell wichtig», sagte Thering. Nun
könne nicht ausgeschlossen werden, dass Impftermine wieder abgesagt
würden und die Impfkampagne insgesamt zurückfalle. «Ich fordere den
rot-grünen Senat auf, auch weiterhin Taxifahrten für
mobilitätseingeschränkte Menschen zu übernehmen.»

Die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen in Hamburg stieg am
Montag um 309. Das sind 31 weniger als am Sonntag und 54 mehr als am
Ostermontag vor einer Woche, wie die Gesundheitsbehörde mitteilte.
Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg von 139,9 auf 142,7. Vor einer Woche
hatte der Wert 150,9 betragen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die
Inzidenz für Hamburg am Montag mit 128,1 an. Die Zahl der in Hamburg
an oder mit dem Coronavirus gestorbenen Menschen stieg laut RKI um
einen Fall auf 1412. Auf den Hamburger Intensivstation lagen am
Montag 105 Corona-Patienten, wie aus dem Register der Deutschen
Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin
(Divi) hervorgeht. Das war einer weniger als am Vortag.

In 19 Kitas der Stadt begann am Montag ein vierwöchiger Modellversuch
zu Corona-Schnelltests bei kleinen Kindern. Neben einer Erhöhung des
Infektionsschutzes erwarte man von dem Versuch auch Erkenntnisse, wie
kleine Kinder überhaupt getestet werden können, wie es sich mit der
Bereitschaft der Eltern verhält und ob sich durch Tests Infektionen
feststellen lassen, die sonst nicht aufgefallen wären, sagte der
Sprecher der Sozialbehörde, Martin Helfrich, der Deutschen
Presse-Agentur. Die Teilnahme sei freiwillig. Pro Kind erhielten die
Eltern zehn kostenlose Testkits. «Acht zum Testen, zwei in Reserve.»
Insgesamt habe die Behörde für den Modellversuch knapp 37 400 Tests
zu Verfügung gestellt. Mit ersten Zwischenergebnissen sei frühestens
Mitte Mai zu rechnen, mit einer Gesamtauswertung im Juni.