Dritte Corona-Welle in der Türkei - Ärzte schlagen Alarm

Istanbul (dpa) - Die Türkische Ärztevereinigung hat angesichts von
rasant steigenden Corona-Neuinfektionen vor einer Überlastung des
Gesundheitssystems gewarnt. «Unsere Krankenhäuser sind mit COVID-19
Patienten überfüllt», sagte die Chefin der Vereinigung TTB, Sebnem
Korur Fincanci, am Montag. Selbst die zusätzlich eingerichteten
Stationen reichten nicht aus, um dem Bedarf gerecht zu werden. «Auf
den Intensivstationen ist kein Platz mehr», sagte sie. Mitarbeiter im
Gesundheitssystem seien überfordert.

Das türkische Gesundheitsministeriums gibt die Zahl der belegten
Intensivbetten im Land mit rund 67 Prozent an. Die
Corona-Neuinfektionen in der Türkei stiegen in der vergangenen Woche
mit mehr als 50 000 Fällen pro Tag auf den höchsten Stand seit Beginn
der Pandemie. Nach Angaben von Gesundheitsminister Fahrettin Koca
liegen rund 40 Prozent der Infektionen in der Millionenmetropole
Istanbul. Dort wurden zuletzt fast 600 Fälle pro 100 000 Einwohner in
einer Woche gemeldet.

TTB-Chefin Fincanci zweifelte zudem die offizielle Todeszahl von rund
250 Fällen täglich in den letzten Tagen an. Das sei nach Berechnungen
der TTB nur ein Drittel der eigentlichen täglichen Todesfälle im
Zusammenhang mit Covid-19.

Die Türkei mit ihren rund 84 Millionen Einwohnern hatte
Corona-Beschränkungen Anfang März teilweise aufgehoben - seitdem
steigen die Fallzahlen rapide. Die TTB-Chefin bezeichnete die
Lockerungen als «unkontrolliert».

Zurzeit gelten landesweite Ausgangssperren am Abend und
Ausgangsbeschränkungen am gesamten Wochenende in bestimmten Regionen.
Am Dienstag, zum Beginn des Fastenmonats Ramadan, sollen weitere
Maßnahmen greifen. Cafés und Restaurants, die zurzeit geöffnet sind,

müssen etwa auf Paketservice umstellen.

Die Türkei hatte ihre Impfkampagne Mitte Januar begonnen und impft
vor allem mit der Vakzine des chinesischen Herstellers Sinovac,
inzwischen sind auch 2,8 Millionen Dosen Impfstoff von Biontech
verfügbar. Die Bundesregierung stuft die Türkei seit Sonntag als
Corona-Hochinzidenzgebiet ein. Damit wurden die Einreiseregeln nach
Deutschland leicht verschärft.