Stargeigerin Anne-Sophie Mutter neue Präsidentin der Krebshilfe

Dass sich Anne-Sophie Mutter künftig für die Deutsche Krebshilfe
engagiert, hat auch mit ihrer Biografie zu tun. 1995 starb ihr Mann
an Krebs - und die damaligen Ärzte hat die Musikerin nicht gerade in
positiver Erinnerung.

Bonn (dpa) - Geigerin Anne-Sophie Mutter engagiert sich künftig als
Präsidentin für die Deutsche Krebshilfe. Das habe auch mit
persönlichen Erfahrungen zu tun, sagte die 57-Jährige am Montag in
Bonn. Ihr erster Ehemann, der Rechtsanwalt Detlef Wunderlich, war
1995 an Lungenkrebs gestorben. Da er kein Raucher gewesen sei, hätten
die Ärzte die Krankheit lange nicht erkannt, berichtete Mutter. Sie
sprach auch über die Stigmatisierung, die damals noch mit einer
solchen Diagnose verbunden gewesen sei. Sie hätten die Erkrankung
deshalb lange verschwiegen und sich entschlossen, «das ganz alleine
durchzustehen». Das sei für ihren Mann eine zusätzliche Belastung
gewesen.

«Ich empfand überhaupt die Onkologie in den 90er Jahren doch als
geradezu mittelalterlich», sagte Mutter. Ärzte müssten sich zwar
verständlich ausdrücken, aber dabei auch noch Mensch bleiben,
forderte sie. «Der Mensch ist nicht ein Wagen, der durch die
TÜV-Prüfung geht. Und mir wurde diese Diagnose damals wie ein
TÜV-Prüfschein hingelegt mit einem definitiven Enddatum.» Das halte
sie für grob fahrlässig. In der Ausbildung der Mediziner müsse auch
die Fähigkeit zur Kommunikation und zur empathischen Leitung des
Patienten eine wichtige Rolle spielen. «Ich sehe nach wie vor
Handlungsbedarf in der Kommunikationsfähigkeit zwischen Arzt und
Patient», sagte Mutter.

Mutters Vorgänger, der ehemalige WDR-Intendant Fritz Pleitgen, sagte
über seine Nachfolgerin: «Eine bessere Wahl konnte nicht getroffen
werden.» Er prophezeite ihr, dass sie große Freude an ihrem Ehrenamt
haben werde. Für ihn sei es eine «glückhafte Erfahrung» gewesen,
wieviel Solidarität in der Bevölkerung lebe. Der 83-jährige Pleitgen

leidet selbst an Bauchspeicheldrüsenkrebs, einer besonders
aggressiven Krebsart, was er aber ironisch als «leichte Formkrise»
beschrieb. Zurzeit macht er eine Chemotherapie. «Insgesamt kann ich
sehr zufrieden sein mit meiner gegenwärtigen Verfassung», sagte er.
«Ich weiß, bei Krebs ist man wirklich in Gottes Hand, und ich genieße

jeden Tag, den ich hier noch zusätzlich auf Erden wandeln kann.»
Alles sei ein Geschenk, und er sei dankbar dafür.

Die Deutsche Krebshilfe wurde 1974 von Mildred Scheel (1931-1985)
gegründet, die von 1969 bis zu ihrem Tod mit dem früheren
Bundespräsidenten Walter Scheel verheiratet war.