Modell-Öffnungen von Gastronomen im Harz - Erst verhalten, dann gut

Wie kann mit Kontrollen, Tests und digitaler Nachverfolgbarkeit
wieder ein Stück weit mehr Leben im öffentlichen Raum einziehen? Im
Harz wird das getestet. Erste Gastronomen laden nach draußen ein.

Wernigerode (dpa) - Ein kleines Stück gastronomische Normalität: Das
am Freitag an mehreren Orten im Harz gestartete Modellprojekt in der
Corona-Pandemie ist nach Angaben von teilnehmenden Betrieben über das
Wochenende von den Gästen gut angenommen worden. Viele Tische und
Stühle der Außenbereiche von Cafés und Restaurants seien besetzt
gewesen, ergab eine Umfrage unter einigen Beteiligten am Sonntag.
Dabei habe zunächst das ungemütliche Aprilwetter am Freitag und
Samstag für einen verhaltenen Start gesorgt. Am Sonntag sei die
Auslastung bei milden Temperaturen und teilweise Sonnenschein gut bis
sehr gut gewesen.

Café-Inhaber Michael Wiecker aus Wernigerode zog ein positives Fazit.
«Ich habe eigentlich 240 Außensitzplätze auf dem Marktplatz», sagte

der Vizepräsident des Deutschen Konditorenbundes. «Ich habe mit 80
Plätzen am Freitag angefangen und am Sonntag auf 120 aufstocken
müssen.» Gut gingen Eisbecher und Kuchen, aber auch die ersten
Spargelgerichte hätten den Gästen gemundet. «Wir haben Decken,
Sitzkissen und Heizstrahler draußen.»

Wer die Tasse Kaffee und das Stück Kuchen unter freiem Himmel
genießen wollte, musste sich zuvor auf das Coronavirus testen lassen.
Nur mit einem aktuellen digitalen oder analogen Negativnachweis gab
es einen Sitzplatz bei den beteiligten Betrieben in neun Harzer
Kommunen, darunter Wernigerode und Quedlinburg. Voraussetzungen sind
außerdem eine Inzidenz in der betroffenen Kommune von unter 200 und
die Kontaktverfolgbarkeit. Das Modellprojekt im Harz endet laut
Landkreis am 30. April.

So ein Modellprojekt könne nur ein erster Schritt für die Branche
sein, um selbst wieder eine Perspektive zu bekommen, sagte Michael
Schmidt, Landeschef des Branchenverbandes Dehoga am Sonntag. «Da ist
viel Enthusiasmus. Viele öffnen, um endlich wieder ihrer
selbstständigen Tätigkeit nachgehen zu können», sagte er. Die
Wirtschaftlichkeit sei hingegen fraglich. «Außengastronomie steht und
fällt mit dem Wetter. Eingekauft werden muss aber trotzdem.» Die
Politik müsse nun für alle Branchenbetriebe Perspektiven schaffen.

Auch im Kreis Nordhausen, in dem Teile des Harzes liegen, läuft ein
Modellprojekt. Dort ist das Shoppen nach einem negativen Test seit
vergangenem Montag und bis zum 16. April erlaubt. Nordhausen setzt
damit als zweiter Thüringer Standort nach Weimar ein Konzept um, bei
dem mit Tests und Auflagen verbundene Öffnungen in der Pandemie
versucht werden sollen. Mittels negativer Corona-Tests und
Kontaktnachverfolgung sollen «sichere Zonen» entstehen. Voraussetzung
für die Teilnahme ist, dass der Kreis durchgehend eine
Corona-Inzidenz von unter 100 aufweist.