Amtsärzte wollen beim Impfen mitmachen - Forderung an Senat

Berlin (dpa/bb) - Berlins Amtsärzte haben den Senat dazu aufgerufen,
auch den öffentlichen Gesundheitsdienst in der Pandemie mitimpfen zu
lassen. Bisher sei das nicht vorgesehen, dabei sei es für das Land
auch wirtschaftlicher und schneller, sagte Neuköllns Amtsarzt Nicolai
Savaskan der Deutschen Presse-Agentur. Die zwölf Amtsärzte seien sich
einig, dass diese Zusatzaufgabe für die Ämter zu schaffen sei.

Ärzte verschiedener Fachrichtungen wie Kinder- und Jugendmediziner,
Psychiater und Allgemeinärzte sowie weitere Disziplinen innerhalb der
Gesundheitsämter seien gut in der Lage, Impfungen gegen Covid-19 zu
geben, betonte Savaskan. Im Vergleich zu den 120 Euro pro Stunde, die
Mediziner in den Impfzentren als Vergütung erhielten, spare eine
Beteiligung der Gesundheitsämter dem Land Kosten. Denn hier fiele
dann kein Extra-Honorar für Impfungen gegen Covid-19 an.

Vor allem aber könnten die Gesundheitsämter laut Savaskan die
Immunisierung zum Beispiel bei vulnerablen Gruppen wie Krebs- oder
HIV-Patienten schneller voranbringen. Auch für Behinderte oder
psychisch kranke Menschen sei der Service denkbar. Denn durch die
Beratungsstellen in den Bezirken gebe es ohnehin bereits viele
Kontakte zu diesen Bevölkerungsgruppen.

Mit der wachsenden Zahl an zugelassenen Impfstoffen und größeren
Lieferungen sollten neben den Impfzentren und Praxisärzten deshalb
alle impfen, die das gut könnten, sagte der Neuköllner Mediziner.
«Wir müssen uns beeilen.» Es sei logistisch überhaupt kein Problem,

neben einem Testzentrum in einem Gesundheitsamt auch eine Impfstelle
aufzumachen oder Impfbedürftige mobil aufzusuchen.

Bereits vor der Pandemie hätten Gesundheitsämter aktiv
Schutzimpfungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angeboten - in
Ergänzung zum übrigen Gesundheitssystem, argumentierte Savaskan.
Vorausschauend könnte es zum Beispiel Aufgabe der Gesundheitsämter
werden, Kinder- und Jugendliche gegen Covid-19 zu immunisieren,
sobald Impfstoffe auch für sie zugelassen würden. Ein Hersteller
rechnet nach Studien bereits für das nächste Schuljahr damit, wenn
die Prüfbehörden auf EU-Ebene grünes Licht geben. Die Anträge wür
den
demnächst eingereicht.