Vorpommern-Greifswald: Grund für Meldeverzug laut Landkreis gefunden

Greifswald (dpa/mv) - Die verzögerten Meldungen von
Corona-Infektionen in Vorpommern-Greifswald sind nach Angaben des
Landkreises auf ein Missverständnis zurückzuführen. «Wir sind davon

ausgegangen, dass wir 70 Einzelpunkte bei der Befragung von positiv
getesteten Menschen auf einmal liefern müssen», erklärte Landrat
Michael Sack (CDU) am Donnerstag. Ein Grundgerüst von abgefragten
Daten mit weitaus geringerem Umfang sei für die Meldung an das
Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) hingegen zunächst
ausreichend. «Bei dem Versuch, den vorgegebenen Fragekatalog
möglichst vollständig zu bearbeiten, haben wir zu viel Zeit
verloren.»

Die Ursache sei bei der Betrachtung der Arbeitsweise im Landkreis
zusammen mit dem Lagus klar geworden. Nun ließe sich die Arbeitsweise
der Kontaktnachverfolgung schneller und effizienter gestalten, da pro
Fall deutlich weniger Zeit bis zur Meldung aufgewendet werden müsse,
teilte der Landkreis mit. Zudem solle die Kontaktnachverfolgung
künftig enger mit den Mitarbeitern zusammenarbeiten, welche die
Meldungen an das Lagus senden.

Abweichungen bei Corona-Inzidenzen des Landkreises hatten in den
vergangenen Tagen für Diskussionen gesorgt. Ein Vergleich der
tagesaktuellen Berichte des Lagus mit der Datenbank des Robert
Koch-Instituts (RKI) für Vorpommern-Greifswald zeigt deutliche
Abweichungen bei den Corona-Inzidenzen. In der Datenbank des RKI
werden auch nachträglich für ein bestimmtes Meldedatum übermittelte
Fälle berücksichtigt. Auf Basis dieser Daten ergibt sich
beispielsweise für den 25. März eine Sieben-Tage-Inzidenz von über
200. Das Lagus meldete an dem Tag 118.

Der Wert gibt an, wie viele Menschen sich nachweislich je 100 000
Einwohner binnen einer Woche mit dem Coronavirus infiziert haben und
ist maßgeblich für zahlreiche Corona-Maßnahmen.

Vor allem die Grünen in MV hatten auf das Problem aufmerksam gemacht
und vergangene Woche mitgeteilt, dass sie deswegen verschiedene
Landesministerien um die Überprüfung einer möglichen
Dienstpflichtverletzung von Michael Sack, dem CDU-Spitzenkandidaten
bei der Landtagswahl, gebeten hätten. Sie sahen Versäumnisse beim
Pandemieschutz in Folge falscher Zahlen. Das Gesundheitsministerium
hatte das Lagus mit einer Untersuchung beauftragt.