Impfungen nehmen Fahrt auf - Woidke für Einsatz von Sputnik V

Die Zulassung der Impfungen in Arztpraxen hat in Brandenburg den
erhofften Fortschritt bei der Impfkampagne gebracht. Doch weil die
Impfstoffe immer noch knapp sind, denkt auch Regierungschef Woidke
laut über den Einsatz des russischen Wirkstoffs Sputnik V nach.

Potsdam (dpa/bb) - Mit dem Beginn der regulären Corona-Impfungen in
Arztpraxen will Brandenburg aufholen: Am ersten Tag seien 8478
Brandenburger in den bislang beteiligten rund 850 Arztpraxen geimpft
worden, teilte der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung
Brandenburg, Christian Wehry, am Donnerstag auf Anfrage mit.
Gleichzeitig meldete das Innenministerium am Donnerstag mit 18 659
Impfungen innerhalb eines Tages einen Rekordwert seit Beginn der
Impfungen Ende Dezember. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) kann
sich inzwischen auch den Einsatz des russischen Corona-Impfstoffs
Sputnik V vorstellen.

Bei den Erstimpfungen liegt Brandenburg nach Angaben des Robert
Koch-Instituts mit einer Impfquote von 15,5 Prozent aktuell auf Platz
vier der Bundesländer und deutlich über dem Bundesdurchschnitt von
13,8. Bei den Zweitimpfungen ist Brandenburg dagegen mit einer
Impfquote von 4,7 Vorletzter vor Schlusslicht Schleswig-Holstein.

Zur Beschleunigung der Impfkampagne kann sich nach Angaben der
Staatskanzlei auch Woidke den Einsatz des russischen
Corona-Impfstoffs Sputnik V vorstellen. Für die Impfkampagne werde
sehr viel Impfstoff benötigt, sagte der Ministerpräsident demnach.
«Dafür sollte jeder geeignete, zuverlässige und zugelassene Impfstoff

genutzt werden», meinte er. «Das gilt selbstverständlich auch für
Sputnik V.» Dieser müsse aber zunächst die EU-Zulassung bekommen.

Allerdings sei aus Sicht von Woidke die Bundesregierung für die
Beschaffung des Impfstoffs zuständig, so die Staatskanzlei.
Brandenburg setze sich aber dafür ein, dass die Bundesregierung bei
der Beschaffung von Impfstoffen aktiver werde.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte am Mittwoch
erklärt, Bayern habe sich mit einem Vorvertrag 2,5 Millionen
Impfdosen Sputnik V für den Fall einer EU-Zulassung des Wirkstoffs
gesichert. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigte am
Donnerstag dazu Gespräche mit Russland an. Auch
Mecklenburg-Vorpommern sicherte sich die Option auf eine Million
Dosen von Sputnik V, wie Landesgesundheitsminister Harry Glawe (CDU)
am Donnerstag in Schwerin mitteilte.

Unterdessen sind nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung
Brandenburg für rund 250 Personen, die Ende März von der Aussetzung
des Astrazeneca-Impfstoffs betroffen waren, neue Termine gefunden
worden. Insgesamt wurde für 3300 Brandenburgerinnen und
Brandenburger, die mit dem Vakzin geimpft werden sollten, ein
Ersatzimpfstoff organisiert. Die notwendige Umplanung der jeweiligen
Zweitimpftermine stehe kurz vor dem Abschluss, wie es weiter hieß. Ab
der kommenden Woche sollen alle Betroffenen über einen neuen Termin
schriftlich informiert.

Die Zahl neu gemeldeter Corona-Infektionen ist in Brandenburg wieder
deutlich gestiegen. Die Gesundheitsämter meldeten am Donnerstag 551
neue Ansteckungen nach 175 am Mittwoch und 111 neuen Fällen am
Dienstag nach den Osterfeiertagen. Aktuell werden 529 Patienten wegen
einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt, 131 von ihnen
werden intensivmedizinisch betreut, davon müssen 112 beatmet werden.
Landesweit sind 587 von 702 Intensivbetten belegt, wie aus Zahlen der
Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und
Notfallmedizin (DIVI) hervorgeht.