Polizeigewerkschaft wehrt sich gegen Kritik wegen Impfungen

Erfurt (dpa/th) - In der Diskussion um die Impfreihenfolge hat die
Gewerkschaft der Polizei Thüringen verteidigt, dass auch
Polizeibedienstete mit Bürojobs eine Impfberechtigung erhalten haben.
«Jede Tarifbeschäftigte in irgendeinem Büro der Thüringer Polizei

hat irgendwann automatisch Kontakt zu einem Vollzugsbeamten, der aus
einem corona-behafteten Einsatz zurückkommen kann», argumentierte die
Gewerkschaft in einer Mitteilung von Donnerstag.

Wie solle einer Mutter erklärt werden, dass der Hubschrauber der
Thüringer Polizei zur Suche nach ihrem vermissten Kind nicht starten
kann, weil die Besatzungen mit Corona-Infektionsverdacht in
Quarantäne sind, weil sie eben noch nicht mit Impfen dran waren,
fragte die Gewerkschaft. Auch würde ein Ausfall von Mitarbeitern in
den Laboren des Landeskriminalamts zur Folge haben, dass schwere
Straftaten nicht geklärt werden könnten, so die Gewerkschaft weiter.

Zuvor war bekannt geworden, dass bei der Thüringer Polizei auch
Bedienstete mit Bürojobs eine Corona-Impfberechtigung erhalten, also
auch solche, die nicht auf der Straße unterwegs, sondern fast
ausschließlich im Inneneinsatz tätig sind. Allerdings zählt die
Bundesimpfverordnung aktuell nur Polizei- und Einsatzkräfte zu
derzeit geöffneten Prioritätengruppen, «die in Ausübung ihrer
Tätigkeit zur Sicherstellung der öffentlichen Ordnung, insbesondere
bei Demonstrationen, einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind».

Das SPD-geführte Innenministerium hatte das Vorgehen bei der Polizei
dennoch verteidigt. Mit den Formulierungen in der Impfverordnung sei
das Feld der möglichen Impfberechtigten bei der Polizei «gerade nicht
trennscharf festgelegt», sagte eine Ministeriumssprecherin.

Kritik kam aus dem Gesundheitsministerium von Heike Werner (Linke):
Die gesellschaftliche Debatte über das Impfen zeige aber, dass ein
vermeintlicher Verstoß gegen die festgelegte Reihenfolge zumindest
moralisch falsch und auch unfair gegenüber den Risikogruppen sei.