Kultusminister beraten über Schule nach den Osterferien

In vielen Bundesländern gehen am Wochenende die Osterferien zu Ende.
Der gerade erst wieder angelaufene Schulbetrieb gerät angesichts der
dritten Corona-Welle nun einmal mehr extrem ins Wackeln. Die Länder
planen unterschiedlich.

Berlin (dpa) - Die Kultusminister der Länder beraten an diesem
Donnerstag (16.00 Uhr) über das weitere Vorgehen an den Schulen. In
neun der 16 Bundesländer gehen am Sonntag die Osterferien zu Ende. In
Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz ist bereits wieder Unterricht, in
Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland beginnt er an diesem
Donnerstag. Hamburg hatte keine Osterferien, und in Hessen und
Schleswig-Holstein dauern die Ferien noch bis Ende kommender Woche.

Das Gespräch der Kultusministerinnen und -minister diene auch der
Vorbereitung des nächsten Corona-Krisengipfels der
Ministerpräsidenten der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) am Montag, hieß es vorab von der Kultusministerkonferenz.

Überraschende Entscheidungen für ein einheitliches Vorgehen oder
bundesweite Schulschließungen zeichnen sich aber nicht ab, denn viele
Bundesländer haben für ihre Schulen längst Pläne gemacht. Lehrkrä
fte
und Familien mussten rechtzeitig vor Ferienende informiert werden.
Über Schulfragen entscheiden die Länder zudem grundsätzlich selbst.

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ)
forderte, Schulen und Kindergärten so lange wie möglich offen zu
halten. Auch die Kultusminister der Länder hatten sich mit Verweis
auf das Recht auf Bildung und notwendige soziale Kontakte von Kindern
und Jugendlichen immer wieder gemeinsam dafür ausgesprochen, den
Unterricht in den Schulen so weit wie möglich aufrechtzuerhalten. Der
Deutsche Lehrerverband plädierte dafür, dass Kommunen,
Gesundheitsämter und Schulträger je nach Lage vor Ort entscheiden
sollten, ob es weiter Präsenzunterricht oder wieder Schule zu Hause
geben soll.

DER AKTUELLE STAND

Im Februar waren nach wochenlangen Schließungen zunächst die
Grundschüler in Deutschland wieder in die Einrichtungen
zurückgekehrt. Auch Abschlussklassen bekommen schon länger wieder
Unterricht in der Schule. Die Jahrgänge dazwischen kamen im März
Schritt für Schritt zurück - meist in geteilten Gruppen mit
sogenanntem Wechselunterricht. Der Rückkehrprozess war aber vor
Ostern noch nicht überall abgeschlossen. Einige Schüler waren seit
Dezember nicht mehr in ihrer Schule.

WIE ES JETZT WEITERGEHT

Die Rückkehr kommt vor dem Hintergrund der Corona-Lage nun teilweise
weiter ins Stocken. Brandenburg zum Beispiel schickt ältere Schüler
oberhalb der Grundschule erst einmal wieder in den «Fernunterricht».
In Baden-Württemberg müssen sogar die Grundschüler nach den Ferien
zunächst wieder zu Hause bleiben. Anderswo geht es dagegen mit dem
bisherigen Wechselbetrieb weiter, aber mit unterschiedlichen Regeln.

In Bayern schalten Schulen in der Regel ab einem Inzidenzwert von 100
in einer Stadt oder einem Landkreis wieder von Präsenz- auf
Fernunterricht um. Hamburg tut das erst, wenn der Wert an drei
aufeinanderfolgenden Tagen bei über 200 liegt. Sachsen verabschiedet
sich nach der Osterpause ganz von der Kopplung an den viel
diskutierten Inzidenzwert und hält Schulen und Kitas unabhängig davon

offen.

ZWEIMAL TESTEN - PFLICHT ODER NICHT 

Millionen einfacher Schnelltests wurden in den vergangenen Wochen für
die Schulen beschafft. Ein Mangel besteht, nach allem was zu hören
ist, nicht mehr. Schüler und Lehrer sollen sich künftig möglichst
zwei Mal pro Woche testen. Auch das setzen die Länder unterschiedlich
um: Die meisten schreiben Tests zur Teilnahme am Präsenzunterricht
jetzt vor. Andere, wie Hessen oder Rheinland-Pfalz setzen auf
Freiwilligkeit. Die Tests gibt es je nach Bundesland entweder mit
nach Hause, oder es wird gemeinsam in der Schule getestet.

Die Selbsttests sind zwar nicht so genau wie PCR-Tests, die Hoffnung
ist aber, dass damit wenigstens ein Teil derjenigen entdeckt wird,
die sich angesteckt haben. «Infektionsketten unterbrechen», heißt das

Stichwort.

IMPFUNGEN FÜR LEHRER

Viele Grundschullehrer dürften inzwischen mindestens einmal geimpft
sein, nachdem sie in der bundesweit festgelegten Impfreihenfolge nach
vorn genommen wurden. Es gibt auch Bundesländer, die Lehrkräften
höherer Klassenstufen schon eine Impfung anbieten. Bundesweit stehen
sie in der Impfreihenfolge aber noch weiter hinten.

Solange nicht alle Lehrkräfte geimpft sind, darf Unterricht in der
Schule ab einer Inzidenz von 50 nur im Wechselbetrieb stattfinden,
forderte der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo
Beckmann, vor den Beratungen der Kultusminister. Ein
inzidenzunabhängiges Offenhalten von Schulen, wie in Sachsen geplant,
nannte er «unverantwortlich».

KEINE ABSAGE VON PRÜFUNGEN

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte gefordert,
wegen der Pandemie die Abiturprüfungen in diesem Jahr notfalls
ausfallen zu lassen. Dazu soll es nach aktuellem Stand aber nicht
kommen. Die Kultusminister werden das voraussichtlich noch einmal
bekräftigen. Sie hatten schon im Januar vereinbart, dass
Abschlussprüfungen an Schulen und Berufsschulen auch in diesem
Corona-Schuljahr stattfinden sollen. Die Abschlüsse sollen zudem
genauso viel wert sein, wie die anderer Jahre und von allen
Bundesländern gegenseitig anerkannt werden. Verwiesen wird darauf,
dass das auch im vergangenen Frühjahr trotz geschlossener Schulen
geklappt habe.

Rheinland-Pfalz ist außerdem mit seinen Abi-Prüfungen schon durch. In
den anderen Ländern laufen Vorbereitungen unter Berücksichtigung der
besonderen Bedingungen. So wurden Prüfungstermine zum Teil nach
hinten verlegt, um Zeit zu gewinnen. Auch Prüfungsvorgaben wurden
angesichts der Lage gelockert, und es gibt mehr Zeit bei
schriftlichen Prüfungen.