IHK: Betriebe können «dritte Säule» beim Impfen werden

Die rheinland-pfälzische Wirtschaft will bei den Corona-Impfungen
aufs Tempo drücken. Dabei sollen auch Betriebsärzte eine Rolle
spielen. Zuvor muss aber eine wichtige Voraussetzung erfüllt sein.

Mainz (dpa/lrs) - Die rheinland-pfälzische Wirtschaft bietet ihre
Mitarbeit für eine Beschleunigung der Corona-Impfungen an, sobald
genügend Impfstoff für eine Massenimpfung vorhanden ist. In den vier
Industrie- und Handelskammern (IHK) des Landes sind die ersten
Vorbereitungen dazu angelaufen. Im Kern des Konzepts stehe die
Einbindung von sogenannten Ankerbetrieben, in denen Betriebsärztinnen
und -ärzte nicht nur ganze Belegschaften impfen könnten, sondern auch
deren Angehörige und darüber hinaus die Mitarbeiter umliegender
Firmen und die örtliche Bevölkerung, sagte Jan Glockauer,
Hauptgeschäftsführer der IHK Trier, der Deutschen-Presse-Agentur.
Neben den beiden bisherigen Standpfeilern beim Impfen - den
regionalen Zentren und den Hausarztpraxen - kämen bei diesem Plan die
Betriebe als «dritte Säule» hinzu.

«Wir haben die Fläche und die mittelständische Struktur im Blick»,

sagte der Sprecher der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz, Arne
Rössel. «Wir wollen als Wirtschaft unseren gesamtgesellschaftlichen
Beitrag leisten. Jeder Tag zählt», betonte Günter Jertz,
Hauptgeschäftsführer der IHK Rheinhessen. An der Impfreihenfolge
werde sich dabei nichts ändern, betonte Jertz.

Ziel der IHK ist es laut Glockauer, dass sich in jeder der 129
Verbandsgemeinden des Bundeslandes oder in deren Nähe mindestens ein
Ankerbetrieb am Impfen beteiligt. Die Wirtschaft verspreche sich
dadurch eine erhebliche Beschleunigung beim Impfen für den Zeitpunkt,
an dem auch Menschen außerhalb der hohen Priorisierungsgruppen
geimpft werden können. Von den 250 000 IHK-zugehörigen Betrieben in
Rheinland-Pfalz hätten rund 150 mehr als 500 Beschäftigte. Vor allem
diese seien geeignet, Ankerbetriebe zu werden.

Die IHK will in den Betrieben für eine Teilnahme werben. Es soll eine
enge Absprache mit den jeweiligen Kommunen geben und mit der
Landesregierung, die auch für die Logistik verantwortlich bleibe.

Allerdings müsse die Impfbürokratie auf ein Minimum zurückgeschraubt

werden - etwa wie bei der innerbetrieblichen Grippeschutzimpfung,
sagte er. So könnten die Mitarbeiter in den Betrieben kollektiv bei
Versammlungen aufgeklärt werden, die Einzelgespräche könnten
entfallen, was wiederum Zeit spare, sagte Glockauer. Abgerechnet
werden sollen die Impfungen auf direktem Weg über die Kassenärztliche
Vereinigung.

Die IHK geht nach eigenen Angaben davon aus, dass aufgrund aktueller
Lieferplanungen möglicherweise schon im Mai mit Impfungen in größerem

Stil begonnen werden könne. «Dann geht es nur noch um
Geschwindigkeit. Auf diesen Zeitpunkt müsse wir hinarbeiten», betonte
Rössel. Deshalb liefen jetzt schon die Vorbereitungen an. Es gehe
dabei nicht um eine Konkurrenz zu den Hausarztpraxen, sondern um eine
Ergänzung. Besonders geeignet für eine Impfung in den Betrieben sei
das Mittel von Johnson & Johnson, bei dem nur eine einzige Spritze
reiche, sagte Glockauer.