Osterreiten 2021 mit Abstrichen - Hunderte Reiter unterwegs

Seit Jahrhunderten verkünden sie in der katholischen Lausitz zu
Ostern singend die Botschaft der Auferstehung Christi vom Rücken der
Pferde. 2020 musste das Osterreiten wegen Corona abgesagt werden -
nun durften die Männer wieder ausziehen.

Ralbitz (dpa) - Nach der Zwangspause im vergangenen Jahr sind die
sorbischen Osterreiter in der Lausitz nach uralter Tradition wieder
durch die Felder gezogen - mit dem Kreuz und Fahnen. Hunderte Männer
in Gehrock, Frack und mit Zylinder formierten sich Ostersonntag auf
ihren festlich geschmückten Pferden zu insgesamt neun Prozessionen,
die zwischen jeweils zwei Orten verkehrten. Dabei verkündeten sie
singend das «Haleluja, zwonce zwony» («Halleluja, läutet die
Glocken»), die Botschaft der Auferstehung Christi.

«Es waren weniger Reiter und Zuschauer als sonst», sagte Rafael
Ledschbor, Redakteur der sorbischen Zeitung «Katolski Posol», früher

selbst Osterreiter. Um Ansammlungen im Corona-Lockdown zu vermeiden,
waren Zeiten und Wege der Züge verändert und nicht angekündigt
worden. Und für das Spektakel «im Verborgenen» galten strenge Regeln:

ein Negativ-Test, Abstand und Maske beim Abstieg.

Auch von Ralbitz (Landkreis Bautzen) aus machten sich am Vormittag
bei strahlendem Sonnenschein 101 Paare auf den Weg ins rund zehn
Kilometer entfernte Wittichenau, beobachtet von nur wenigen
Einheimischen. «Es sind kaum fremde Kennzeichen zu sehen und auf dem
Friedhof waren mehr Osterreiter als Schaulustige», berichtete
Ledschbor. Die Reiter durften zumindest hoch zu Ross frei beten und
singen, ohne Maske. Die übliche Pause vor der Rücktour fiel diesmal
spartanischer aus: statt eines Gastmahls gab es eine kurze Rast im
Wald.

Osterreiter tragen seit Jahrhunderten am Ostersonntag die Botschaft
von der Auferstehung Christi in Prozessionen hoch zu Ross in die
jeweilige Nachbarpfarrei. Die Wurzeln dieses Brauchs reichen bis in
die vorchristliche Zeit zurück, als man durch Feldumritte glaubte,
die jungen Saaten vor der Missgunst des Bösen schützen zu können. Die

heutigen Prozessionen sind öffentliches Bekenntnis zum christlichen
Glauben, dabei dürfen aber nur Männer im Sattel sitzen. In normalen
Zeiten zieht es dann auch stets viele Touristen in die katholische
Region östlich von Dresden, in der die nationale Minderheit lebt.