Niedersachsenmetall warnt vor «tickender Zeitbombe» bei Insolvenzen

Osnabrück/Hannover (dpa/lni) - Der Hauptgeschäftsführer des
Unternehmerverbands Niedersachsenmetall, Volker Schmidt, warnt in der
Corona-Krise vor stark steigenden Insolvenzzahlen. «Dass die
Bundesregierung mit Tunnelblick das wachsende Insolvenzrisiko vieler
Betriebe offenkundig ausklammert, bereitet mir mittlerweile große
Sorge», sagte er der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstag). «Durc
h
die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht wird das Problem im Grunde
genommen nur kaschiert. Faktisch tickt hier eine Zeitbombe, und das
Risiko, dass sie hochgeht, wird von Tag zu Tag größer.»

Als Unternehmerverband der Metallbranche formuliert und koordiniert
Niedersachsenmetall nach eigener Darstellung die gemeinsamen
Interessen von rund 300 Betrieben mit etwa 110 000 Beschäftigten.

Schmidt zeigt sich laut Zeitung grundsätzlich unzufrieden mit dem
Corona-Kurs der Bundesregierung und hat beispielsweise kein
Verständnis für die Androhung einer Testpflicht für Unternehmen. «E
s
ist schon bemerkenswert, wie die Bundeskanzlerin die umfangreichen
Maßnahmen ignoriert, die die Unternehmen selbst und zu hohen Kosten
ergreifen. Ich denke, die CDU/CSU muss höllisch aufpassen, dass der
Keil zwischen Bundesregierung und Wirtschaft durch Forderungen wie
eine Testpflicht nicht noch größer wird als er ohnehin schon ist.»

Die in Niedersachsen vorgesehenen kommunalen Modellprojekte, um der
Pandemie zu begegnen, sind laut Schmidt der richtige Weg. «Das ist
ein mutiges Unterfangen, aber es wird extrem wichtige Hinweise darauf
geben, wie eine umsichtige Lockerungsstrategie aussehen kann»,
zitiert ihn die Zeitung. «Wenn Frau Merkel diesen Modellprojekten
jetzt einen Riegel vorschieben will, wäre das bedauerlich, würde aber
zum planlosen Agieren der Bundeskanzlerin passen.»