RKI: Britische Corona-Variante bei fast 90 Prozent

In Deutschland war die sehr ansteckende, britische Corona-Variante
erstmals an Heiligabend nachgewiesen worden. Gut drei Monate später
hat sie die Ursprungsvariante hierzulande weitgehend verdrängt.

Berlin (dpa) - Die zuerst in Großbritannien entdeckte, sehr
ansteckende Corona-Variante B.1.1.7 breitet sich rasch in Deutschland
aus. Sie habe einen Anteil von 88 Prozent erreicht, berichtete das
Robert Koch-Institut (RKI) am Mittwochabend mit Verweis auf Tests der
vergangenen Woche (22.-28. März). Die Verbreitung der Variante sei
besorgniserregend, weil sie «nach bisherigen Erkenntnissen deutlich
ansteckender ist und vermutlich schwerere Krankheitsverläufe
verursacht als andere Varianten.» Es sei daher mit weiter steigenden
Covid-Fällen in Kliniken zu rechnen.

Alle in Deutschland verfügbaren Impfstoffe schützten nach RKI-Angaben
jedoch sehr gut vor einer Erkrankung durch B.1.1.7 und auch vor
schweren Erkrankungen durch zwei andere Varianten. In rund 0,1
Prozent der B.1.1.7-Proben wurde jedoch die zusätzliche Mutation
E484K nachgewiesen, die die Wirkung der Antikörper des Immunsystems
abschwächt.

Die zwei anderen Virusvarianten spielen laut RKI derzeit in
Deutschland kaum eine Rolle: Die in Südafrika verbreitete Variante
B.1.351 sei in 0,8 Prozent der darauf untersuchten positiven Proben
nachgewiesen worden, die stark in Brasilien zirkulierende Variante
P.1 sogar nur in 0,1 Prozent. Beide Varianten können die Wirkung der
Antikörper des Immunsystems etwas vermindern.

Ihr Anteil sei so niedrig, weil es in Deutschland keine
Bevölkerungsimmunität gebe, hatte der Berliner Virologe Christian
Drosten kürzlich in einem NDR-Podcast erklärt. «Diese Varianten
kommen nur dann hoch, wenn wir in der Bevölkerung schon eine
Immunität haben. Sonst profitieren die nicht von ihren Mutationen.»
Auch nach Drostens Angaben schützen die Impfstoffe jedoch in beiden
Fällen vor einem schweren Covid-19-Verlauf.

Der Anstieg der Neuinfektionen insgesamt und der durch die sehr
ansteckende Variante B 1.1.7. wird laut RKI zu einer «deutlich
ansteigenden» Anzahl von Covid-19-Patienten in Kliniken führen.

Auf die Schnelltests ist die steigende Zahl an gemeldeten
Corona-Neuinfektionen nach RKI-Erkenntnissen bisher dagegen nicht
sonderlich zurückzuführen. Es lasse sich «keine Verzerrung der Anzahl

PCR-positiver Testergebnisse durch eine übergroße oder stark
ansteigende Anzahl von positiven Antigentests nachweisen».

Zwischen 8. und 14. März, als in Deutschland wöchentliche
Gratis-Schnelltests eingeführt wurden, ging nach RKI-Angaben bei 4,4
Prozent der laborbestätigten PCR-Tests ein positiver Schnelltest
voraus. Dieser Anteil kletterte leicht auf 5,5 Prozent (15. bis 21.
März) und zuletzt auf 6,0 Prozent (22. bis 28. März). Nach
RKI-Angaben lag in den Kalenderwochen 11 und 12 (15. bis 28. März)
die Zahl positiver PCR-Tests mit vorangegangenem Schnelltest jeweils
um etwa 1800 höher als in der Vorwoche. Die Zahl der positiven Tests
sei jedoch in jeder der beiden Wochen um über 20 000 gestiegen.

In der vergangenen Woche gab es nach RKI-Angaben 1,40 Millionen
PCR-Tests. Laut RKI-Lagebericht der Vorwoche waren es damals 1,35
Millionen. Die Rate der positiven Tests stieg in den Wochen von 7,91
auf 9,33 Prozent und damit wesentlich schneller als die Testzahlen.

Positive Schnelltest-Ergebnisse müssen dem Gesundheitsamt mitgeteilt
werden. Daraufhin soll ein PCR-Test erfolgen. Das RKI schränkt
allerdings ein, dass es über die Vollständigkeit der Meldungen keine
Aussage machen könne. Selbsttests für zuhause sind nicht
meldepflichtig.