Kein Spielraum für Lockerungen: Impftempo soll steigen

Die Sieben-Tage-Inzidenz ist in Brandenburg nach wie vor hoch. Für
Corona-Lockerungen gibt es derzeit keinen Spielraum. Jetzt soll das
Impftempo erhöht werden.

Potsdam (dpa/bb) - Brandenburg hat die Corona-Regelungen verschärft
und angedachte Lockerungen sind angesichts der hohe Werte der
Sieben-Tage-Inzidenz zurückgestellt worden. Das Land will jetzt
mithilfe der Arztpraxen das Tempo der Corona-Impfungen forcieren.
Dort liege das einzige Steigerungspotenzial, sagte Innenminister
Michael Stübgen (CDU) am Mittwoch. «Wenn jeder Arzt, der sich bereit
erklärt hat zu impfen, ab nächste Woche Impfdosen erhält, können wi
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das erreichen», betonte er. Es gebe die Zusage vom Bund, dass jeder
Bundesbürger bis September ein Impfangebot erhalte. Dafür müssten in

Brandenburg in jeder Kalenderwoche 125 000 Personen geimpft werden.
«Davon sind wir im Moment noch weit entfernt», sagte der Minister.

Nach Ansicht des Vize-Vorstands der Kassenärztlichen Vereinigung (KV)
Brandenburg, Holger Rostek, kann im Land ab nächster Woche
flächendeckend geimpft werden. 30 000 Impfdosen werden über den Bund
zur Verfügung gestellt. 1500 Praxen erhielten dann jeweils etwa 20
Dosen. «Das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein», sagte er. Dazu

kommen aber noch zunächst 28 000 Dosen des Stoffs von Astrazeneca aus
dem Kontingent des Landes.

Pflegende Angehörige und enge Kontaktpersonen können in Brandenburg
nun geimpft werden. Die Betreffenden müssen dazu ein Formular
ausfüllen, das auf der Internetseite brandenburg-impft.de zu finden
ist, wie das Ministerium am Abend mitteilte.

Nach der Empfehlung der Nationalen Impfkommission wurden nach den
Angaben Impfungen mit Astrazeneca an unter 60-Jährige am
Dienstagnachmittag in Brandenburg eingestellt. Bislang sind nach
Angaben des Innenministeriums 416 951 Personen geimpft worden: 319
698 einmal und 97 253 bereits zum zweiten Mal.

Bis einschließlich Dienstag wurden nach Angaben des Ministeriums 515
100 Impfstoffdosen ins Land geliefert. Davon sind 81 Prozent genutzt
worden. Nach Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz vom 19. März
erhält Brandenburg im April feste Liefermengen von rund 67 000
Impfstoffdosen pro Woche: davon rund 50 000 von Biontech/Pfizer. Die
restlichen Mengen verteilen sich auf Moderna und Astrazeneca.
Arztpraxen sollen nach Angaben des Ministeriums im April 29 000, 36
000, 30 000 und 95 000 Impfstoffdosen erhalten.

Der Handelsverband Berlin-Brandenburg bedauerte unterdessen die
Verschiebung des Corona-Modellprojekts für Lockerungen in der
Eindämmungsverordnung. «Ich hätte mir mehr Mut in Brandenburg
gewünscht», sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Niels
Busch-Petersen. Die Politik reagiere derzeit kopflos, ohne
vernünftige klare Struktur.

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte am Dienstagabend nach
der Kabinettssitzung die Absage des Modellprojektes bekannt gegeben.
Mehrere Kommunen hatten ihr Interesse signalisiert, darunter Potsdam
und Cottbus. Potsdam hatte vergangenen Samstag mit einer
Corona-Testpflicht und Terminvergabe den Einkauf im Einzelhandel
ermöglicht. Am Dienstag musste angesichts der Sieben-Tage-Inzidenz
über 100 an 3 aufeinanderfolgenden Tagen die Notbremse gezogen
werden.

Die Zahl der Corona-Ansteckungen binnen sieben Tagen je 100 000
Einwohner ist im Land leicht gesunken - bleibt aber weiter auf hohem
Niveau. Der Wert lag am Mittwoch nach Angaben des
Gesundheitsministeriums bei 142,6 nach 145,4 am Dienstag. Bis auf die
Kreise Uckermark und Dahme-Spreewald liegen alle Landkreise und die
Städte Cottbus, Brandenburg an der Havel und Frankfurt (Oder) an drei
aufeinander folgenden Tagen über der Marke von 100. Dann gilt die
sogenannte Notbremse, die Bund und Länder landesweit oder regional
vereinbart hatten, wenn der Wert drei Tage hintereinander über 100
liegt.

Schwerpunkt bleibt der südliche Kreis Elbe-Elster mit einem Wert von
260,2. Die Uckermark hat den niedrigsten Wert mit 58,8. Die
Gesundheitsämter zählten landesweit 591 neue Corona-Fälle nach 317
einen Tag zuvor.