Testpflicht begonnen: Zwei Deutsche auf Mallorca im «Corona-Hotel» Von Ralf Petzold und Emilio Rappold, dpa

Das befürchtete Chaos blieb aus: Am ersten Tag der neuen Testpflicht
für alle Flugreisen nach Deutschland hatten nur wenige Urlauber auf
Mallorca vor dem Rückflug Stress und Probleme. Zwei Deutsche müssen
den Urlaub aber im «Corona-Hotel» unfreiwillig verlängern.

Palma (dpa) - Urlaub auf Mallorca ist trotz der relativ geringen
Infektionszahlen auf der spanischen Insel nicht völlig risikofrei:
Zwei Besucher aus Deutschland wurden schon vor der am Dienstag in
Kraft getretenen generellen Testpflicht für alle Flugreisen nach
Deutschland positiv auf das Coronavirus getestet - und dürfen deshalb
vorerst weder an den Strand noch zurück in die Heimat. Die beiden
seien am Montag in einem der eigens dafür eingerichteten Hotels in
Palma in Quarantäne gesetzt worden, sagte eine Sprecherin der
regionalen Gesundheitsbehörden der Deutschen Presse-Agentur auf
Anfrage. Weitere Informationen wurden vorerst nicht bekannt.

Die Testpflicht startete derweil auf Mallorca weitgehend reibungslos.
25 Flüge nach Deutschland standen nach amtlichen Informationen
immerhin auf dem Programm. Vor dem neuen Airport-Testzentrum, das
ziemlich unscheinbar im Abflugbereich liegt und seit voriger Woche in
Betrieb ist, bildete sich vormittags trotzdem nur eine kleine
Warteschlange. Maximal standen dort zirka zehn Rückkehrer an. Da die
Internetseite des Anbieters Eurofins Megalab angesichts des großen
Andrangs in den Tagen zuvor zusammengebrochen war, war am ersten Tag
am Airport Chaos befürchtet worden.

Es ging aber zügig voran. Unter anderem wohl auch deshalb, weil
einige Urlauber sich vor dem Abflugtag in Privatkliniken hatten
testen lassen. «Mit dem Termin hat alles problemlos geklappt», sagt
ein junges Pärchen. Die Hobby-Sportler waren eine Woche zum Laufen
und Radfahren auf der Insel. Der Flug geht am Abend, bis dahin muss
das negative Ergebnis vorliegen. «Ich muss morgen wieder arbeiten.
Eine Quarantäne wäre nicht so gut», räumte der junge Mann ein.

Einige hatten mehr Stress. Ein älterer Herr, hektisch im pinken Hemd
unterwegs, sagte der dpa leicht genervt: «Jetzt haben sie mir das
Testergebnis auf Spanisch ausgedruckt und die Fluggesellschaft
akzeptiert es nicht.» Seine Frau erzählt, das Ergebnis hätte
eigentlich am Montag vorliegen müssen, denn das Paar hatte sich schon
am Tag vor dem Abflug testen lassen. «Doch wir haben es nicht
geschafft, das Resultat aufs Handy zu bekommen.» Es seien «wohl
leichte Anlaufschwierigkeiten». «Wir hatten sonst noch nie so einen
schönen Mallorca-Urlaub. Angst vor einer Ansteckung haben wir eher
jetzt, wo es zurück nach Deutschland geht.»

Deutschland hatte die Reisewarnung für die Lieblingsinsel der
Deutschen Mitte März aufgehoben, nachdem die Zahl der Neuinfektionen
dort unter 50 pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen gesunken war.
Seitdem waren Mallorca-Urlauber bei Rückkehr von Quarantäne und bis
Dienstag auch von der Testpflicht befreit. Das hatte vor den
Osterferien einen Buchungsboom ausgelöst. Vor dem Hintergrund der
angespannten Corona-Lage in Deutschland führte Berlin aber die neue
Testpflicht ein, der sich einreisende Flugpassagiere vor Abflug
unterziehen müssen. Ausgenommen sind nur die Crews und Kinder bis
fünf Jahre.

Trotz der Warnungen der Bundesregierung flogen an den vergangenen
Tagen Tausende Urlauber nach Mallorca. Nach Branchenschätzungen
werden bis Ostermontag rund 40 000 Besucher aus Deutschland «Malle»
aufsuchen. Allein am Wochenende waren in Palma 129 Flieger aus
Deutschland gelandet. Der Strom reißt nicht ab: Nach Angaben des
spanischen Flughafenbetreibers Aena wurden am Dienstag auf der Insel
27 weitere Flüge aus München, Hamburg, Stuttgart, Berlin, Frankfurt,
Düsseldorf, Leipzig, Hannover und Köln/Bonn erwartet.

Die Balearen hatten zuletzt knapp 37 Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner binnen sieben Tagen. Dieser Wert liegt in Deutschland bei
135. Anders als in Deutschland dürfen die Gastronomiebetriebe auf
Mallorca draußen bis 17 Uhr Gäste empfangen. Und die Sonne scheint
nahezu ununterbrochen auf den Balearen. Ein Frankfurter war trotzdem
selbst nach einem schnellen Test nicht zufrieden. «Eigentlich schalte
ich mein Smartphone im Urlaub aus, um zu entspannen. Das ging diesmal
nicht. Weder Reiseveranstalter noch Airline haben mir Bescheid
gegeben. Ich habe zwei Tage damit verbracht, um zu suchen, wo ich
mich testen lassen kann.»

Zwei Rentner aus Dortmund, die entspannt den Flur entlanggehen,
während sie auf die Testergebnisse warten, sind gelassener. «Wir
hätten den Corona-Test auch ohne Pflicht für uns in der Heimat
gemacht.» Ein positives Resultat wäre kein Weltuntergang für sie. Im

Gegenteil: «Vielleicht wäre es sogar schöner, noch etwas länger hie
r
zu bleiben.» Ob es die zwei Deutschen, die ihr Aufenthalt auf der
Insel zusammen mit einer vierköpfigen Familie aus Kroatien und fünf
Spaniern unfreiwillig im «Corona-Hotel» an der Playa in Palma
verlängern müssen, auch so sehen, war zunächst nicht zu erfahren.