Studie: In zweiter Corona-Welle weniger andere Klinik-Eingriffe

Berlin (dpa) - Auch in der zweiten Corona-Welle sind laut einer
Studie wieder andere Notfall-Eingriffe in deutschen Kliniken
zurückgefahren worden. Die Zahl der Herzinfarkt-Behandlungen sank
zwischen Oktober 2020 und Januar 2021 um 13 Prozent, wie das
Wissenschaftlichen Institut der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK)
am Dienstag nach einer Auswertung von AOK-Abrechnungsdaten mitteilte.
Dies sei fast genauso stark gewesen wie in der ersten Welle mit minus
16 Prozent von März bis Mai 2020. Schlaganfall-Behandlungen gingen
demnach um 11 Prozent zurück, nachdem es in der ersten Corona-Welle
minus 12 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum 2019 waren.

Diese erneuten Einbrüche seien Anlass zur Sorge, sagte
Instituts-Geschäftsführer Jürgen Klauber. Wiederholt hätten Ärzte
aus
Krankenhäusern darauf hingewiesen, dass Herzinfarkt-Patienten gehäuft
verspätet und mit fortgeschrittener Schädigung des Herzens angekommen
seien. «Wir können angesichts der Zahlen nur den Appell erneuern, bei
Notfallsymptomen auch unter den Bedingungen der Pandemie nicht zu
zögern, den Notruf zu wählen.»

Mit Blick auf Covid-19-Klinikbehandlungen bestätige sich laut der
Analyse nach Daten zu AOK-Versicherten, dass Männer häufiger von
schweren Verläufen betroffen seien als Frauen. Zwei Drittel (66
Prozent) der Patienten mit künstlicher Beatmung waren demnach Männer.
Zudem steige das Risiko mit dem Alter: 52 Prozent der stationär
behandelten Covid-19-Patienten seien 70 Jahre oder älter gewesen.
«Allerdings sehen wir auch viele schwere Krankheitsverläufe bei
Jüngeren», sagte Klauber. Ein Drittel der Corona-Patienten im
Krankenhaus war demnach jünger als 60 Jahre. Dabei seien 50- bis
69-Jährige mit im Schnitt 16 Tagen am längsten beatmet worden - bei
Über-80Jährige waren es zehn Tage.

«Die Zahlen verdeutlichen, dass sich die Intensivstationen angesichts
steigender Infektionszahlen schnell mit Menschen mittleren Alters
füllen können, die noch nicht geimpft sind», sagte Klauber. Der
Auswertung zufolge starben 18 Prozent der Covid-19-Patienten während
des Krankenhausaufenthaltes, bei künstlich beatmeten Patienten waren
es 51 Prozent. Ausgewertet wurden den Angaben zufolge Daten von rund
52 000 AOK-versicherten Covid-19-Patienten, die von Februar bis
November 2020 in den deutschen Kliniken behandelt wurden.

An der Versorgung von AOK-versicherten Corona-Patienten waren der
Studie zufolge rund 1250 Krankenhäuser beteiligt. Dabei behandelte
die Hälfte dieser Kliniken 86 Prozent der Fälle. Der Chef des
AOK-Bundesverbands, Martin Litsch, sagte, die Krise zeige: «Wir
brauchen nicht weniger Zentralisierung und Spezialisierung von
Kliniken, sondern mehr.» Die übrigen Fälle verteilten sich auf viele

Häuser mit oft sehr kleinen Fallzahlen, die nicht unbedingt optimal
für die Versorgung dieser schweren Erkrankung ausgerüstet seien.